[110] Liebes-Gespräch.
Scelaten.
KOmm Chloris! komm! wie bleibst du bey den flüssen?
Wie hast du dir den schlechten ort erkiest?
Ich schaue zwar / daß ströme sich ergiessen /
[110]Doch schau ich nicht / was für die Chloris ist.
Komm! suche auch / komm! suche glut und flammen /
Hier findest du was für die Chloris brennt.
Ich schwere dir / daß alles hier zusammen
Für einen gott den schönen leib erkennt.
Chloris.
Weg Scelaten! ich liebe dieses rauschen /
So dieser fluß mit seinen fluten macht.
Ich mag ihn nicht vor einen sinn vertauschen /
Der sonsten nichts / als mund und augen / acht.
Ich bleibe hier befreyt von einem feuer /
So uns verzehrt und unsre sinnen kränckt;
Dein lieben ist mir warlich allzutheuer /
Die freyheit wird so leichtlich nicht verschenckt.
Scelaten.
Bleib schöner leib / laß die gewölbten brüste
Und deinen mund bestreichen lufft und wind.
Ach! bleibe nur in dieser öden wüste /
Wo laub und graß dir zu gespielen sind.
Laß beine brust bey stock und stein veralten /
Und drücke hier die klaren augen zu.
Laß deine brust wie eiß und schnee erkalten /
Wenn eiß und schnee nicht wärmer sind als du.
Chloris.
Laß meinen mund und meine brüste fahren /
Ich weiß es wohl / daß beydes mit der zeit /
Und wohl vielleicht nach etlich wenig jahren
Wie laub und graß wird werden abgemeyt;
Diß alles soll die Chloris nicht bewegen
Zu folgen dem / was der und jener will:
Du bringst mich nicht von diesen keuschen stegen /
Ich habe mir gesetzt ein ander Ziel.
Scelaten.
Du solt mein Ziel noch diese stunde wissen /
Und was mein Sinn vor einen zweck erkennt:
[111]Ein küßgen muß ich diesen tag geniessen /
Zum zeichen / daß mein treues hertze brennt.
Bleib hier / bleib hier! itzt hab ich dich gefangen /
Reiß wie du wilst / du trennst das hertze nicht.
Mein arm umzirckt der lenden schönstes prangen /
Und dieser mund deckt deiner augen licht.
Chloris.
Du hast den leib / doch warlich nicht die sinnen /
Die bleiben stets auff ihrer alten bahn:
Drum ändre dich / und ändre dein beginnen /
Dis / was du denckst / ist mir ein falscher wahn.
Mein mund ist weich / mein hertz ist stahl und eisen;
Die stirne brennt / die Sinnen nimmermehr.
Ich kan dir nicht so hohe gunst beweisen /
Du fängst mich nicht / und jagstu noch so sehr.
Scelaten.
Es muß mein mund der Chloris lippen küssen /
Die / wie mich deucht / von rosen trächtig sind.
Laß deine brunst auff meine zunge fliessen /
Und liebe mich / die keuschheit ist ein wind;
Ein gauckel-werck / so alle Lust verrücket /
Ein falsche dunst / die alles trübe macht.
Der liebet recht / der fleischlich sich erquicket /
Und in dem schooß des geilen bulen lacht.
Chloris.
Ich lache zwar / doch nur mit falschem munde:
Der himmel wird der seelen zeuge seyn.
Was soll was thun? indem die böse stunde
Uns endlich reist den edlen vorsatz ein.
Komm küsse mich / so küß ich denn dich wieder /
Was hilfft uns denn zu bleiben stock und stein?
Auff Scelaten / der purpur meiner glieder
Soll diesen tag zu deinen diensten seyn.
[112] Scelaten.
Du redest recht / die brunst erfüllt die hertzen /
Und zündet uns die geilen glieder an;
Itzt endet sich die hoffnung mit den schmertzen /
Der bleibe keusch / der nicht mehr lieben kan.
Ihr edles paar / ihr alabaster hügel /
Kommt / füllet mir die euch geweyhte hand!
Genung / genung / itzt fallen zaum und zügel /
Die liebe sucht ein edler unterpfand.
Chloris.
Was schertzestu? hier schauest du die brüste /
Die Venus ihr zum zunder hat gemacht.
Hier findest du das paradieß der lüste /
Und was die brunst zu ihrer wohnung macht.
Verübe diß an mir / was dir die zeit befiehlet!
Cupido fragt: ist denn noch nichts gethan?
Der wind der itzt mit meinen haaren spielet /
Lockt mich und dich zu dieser kurtzweil an.
Scelaten.
Komm! schöner leib / vergönne meinen armen
Die stellung dir zu weisen / wie man muß
In geiler lust erliegen und erwarmen;
Denn dieses ist gewiß dein erster kuß.
Gedult! gedult! laß durch ein süsses küssen
Den honigseim / den Venus selbst gemacht /
Doch unbeschwert umb deine lippen fliessen /
Da wo die lust mit hellen augen wacht.
Chloris.
Itzt liegen wir / und seuffzen bey dem lachen /
Und sehnen uns nach einer sanfften flut /
Das ende wird des leibes ohnmacht machen /
ltzt währet noch die angelegte glut.
Halt an! halt an! wir müssen nicht erliegen /
Es zieht die lust noch bey uns aus und ein.
Doch trachten wir / daß keiner in der wiegen
Der edlen that verräther möge seyn.