[290] Die Sieben Wochen

Sieben Wochen sind nun hin/
Seit ich/ Cloris/ von dir bin;
Sieben Monat/ sieben Jahre
Bin ich näher meiner Bahre/
Weil ich/ liebste Schäfferin/
Sieben Wochen von dir bin.
Schiffbruch leyd ich in dem Port/
Weil der Hoffnung Ancker fort/
Wenn gleich linde Westen spielen/
Muß ich Sturm und Nord-Wind fühlen/
Weil ich/ liebste Schäfferin/
Von dir abgesondert bin.
Wie muß Licht und Sonnenschein
Finsterniß und Schatten seyn/
Weil die hellen Angel-Sternen
Deiner Augen sich entfernen/
Und ich/ liebste Schäfferin/
Von dir abgesondert bin.
Aus dem Tage wird mir Nacht/
Aus der Nacht ein Tag gemacht/
Denn ich mich bey Nacht und Tage
Mit Verdruß und Wachen plage/
Seit ich/ liebste Schäfferin/
Von dir abgesondert bin.
Die betrübte Seele denckt/
Jede Stunde sey verlängt/
Phöbus lasse seinen Wagen
Später um die Erde tragen
Seit ich/ liebste Schäfferin/
Von dir abgesondert bin.
Da/ wo ich nicht finde dich/
Kan sonst nichts ergötzen mich/
[291]
Wo viel andre freudig schertzen/
Da vermehr ich meine Schmertzen/
Weil ich/ liebste Schäfferin/
Von dir abgesondert bin.
Mein Vergnügen/ meine Freud
Ist allein die Einsamkeit/
Da ich dir durch Amors Hände
Tausend Küß' und Seuffzer sende/
Die ich dir/ o Schäfferin/
Biß zum Grabe schuldig bin.

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