[O Jesu kleines Kind/ doch ewig grosser Held]

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O Jesu kleines Kind/ doch ewig grosser Held/
Ein Fürst in deinem Reich/ und Gast auff deiner Welt/
Mensch/ Bruder/ Gott mein Freund/ du Trost und Licht der Heyden/
Izt kömmt der werthe Tag/ der dich zu uns gebracht/
Der Christen frohe Schaar begehet ihn mit Freuden/
Und bringt mit Andacht zu die Wunder-volle Nacht.
Man höret wie dein Lob in allen Kirchen klingt/
Von dem ein Engel selbst den frommen Hirten singt/
Jedwedes gläubigs Hertz will seinen Eyfer zeigen/
Wünscht/ betet/ lobt und danckt so viel es immer kan/
Wie solt ich denn allein mit stummen Munde schweigen/
Nimm gnädig auch von mir die Hand voll Weyrauch an.
Wie billich fing ich dich/ du süsses Wunder-Kind/
Durch dessen kräfftig Wort der Welt-Kreiß ward gegründt/
Die Finsterniß erleucht/ der Himmel ausgebreitet/
Das Wasser abgetheilt/ die Sternen angebrennt/
Die Erde mir zum Schloß und Garten zubereitet/
Mit Thieren ieder Art besezt ihr Element.
Du bauest nicht vor dich/ wie groß die Welt mag seyn/
So wäre sie dir doch zur Wohnung allzu klein/
Viel höher steigen noch die Wercke deiner Liebe;
Du schaffest/ daß sie solln der Erde Meister seyn/
Den Mann vom Erden-Kloß/ das Weib von seiner Riebe/
Du prägest in den Thon dein edles Bildniß ein.
Ach leider! dieser Thon nimmt fremde Zeichen an/
Der Schlangen List verführt das Weib/ und sie den Mann/
Der rein-geschaffne Mensch wird zum befleckten Sünder/
Durch einen Apffel-Biß verleurt er Gottes Reich:
Der bösen Eltern Schuld erbt auff die bösen Kinder/
Und gleiche Missethat macht ihre Straffe gleich.
O süsses Wunder-Kind/ wie kräfftig liebest du?
Du schleussest dennoch nicht dein Vater-Hertze zu.
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Was kein gefallner Geist in Ewigkeit kan hoffen/
Ist uns durch dich erlangt/ ein ausgesöhnter Gott;
Der Himmel stehet uns durch deine Wohlthat offen/
Der Segen vor den Fluch/ das Leben vor den Tod.
Du/ deinem Vater gleich/ an Alter und Gewalt/
Verleugnest uns zu gutt die göttliche Gestalt/
Und läst dich Pflege-Sohn des armen Josephs nennen:
Du grosses Fürsten-Kind wirst an die Brust gelegt/
Der Mutter/ welche dich vor Vater muß erkennen/
Und dich als reine Magd auff keuschen Armen trägt.
Der König aller Welt giebt einem Bettler nach/
Die finstre Stallung ist sein königlich Gemach/
Die Krippe fasset den/ der alle Welt erfüllet/
Der/ dem der Himmel ist sein täglich Ehren-Kleid/
Wird durstig und entblöst in Windeln eingehüllet/
Lebt reich von allem Gutt in höchster Dürfftigkeit.
Der des Gesetzes Joch von unsern Schultern thut
Vergeust demselben nach sein königliches Blutt/
Nimmt die beschwerte Last auff seinen edlen Rücken/
Die unsre Zärtligkeit nicht länger tragen kan:
Vor dem sich Könige von fremden Landen bücken/
Den nimmt ein fremdes Land vor armen Fremdling an.
Der manchen Fürsten-Thron in Asch und Staub verkehrt/
Flieht bey der finstern Nacht vor seiner Feinde Schwerd/
Will einsam und verjagt in zarter Jugend reisen/
Erduldet ungescheut des Fliehens Ungemach/
Damit er uns den Weg zum Himmel möchte weisen/
Und wir durch Noth und Tod mit Freuden folgen nach.
O süsses Wunder-Kind/ wie kräfftig liebest du!
Du schleust den Feinden nicht dein liebreich Hertze zu/
Du wilt sie ewig auch an deiner Seite wissen/
Giebst ihnen/ was du selbst begiebst/ die Himmels-Ruh/
Versüssest ihren Tod durch Tod und Bluttvergiessen/
O süsses Wunder-Kind/ wie kräfftig liebest du?
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Hier steht die Feder an/ der Sinnen Krafft verschwindt
Vor solcher Liebe Krafft/ mein Hertze wird entzündt
Von Flammen heisser Brunst/ ich küsse deine Wiegen/
Und lade dich zu mir in tieffster Demutt ein.
Ach möchte dieser Schatz in meinen Armen liegen/
Wie würd ich so entzückt und voller Freuden seyn!
O Jesu Gottes Sohn/ und reines Jungfern-Kind/
Das sich zu gutte mir in unser Armutt sindt/
Was soll und kan ich dir für deine Liebe schencken/
Nichts anders als mich selbst/ gewaschen durch dein Blutt.
Gieb/ daß ich möge stets an solche Liebe dencken/
Durch Würckung dieser Flamm entgehn der Höllen Glutt.
Gieb/ daß ich dermahleinst/ O Jesu Gottes Sohn/
An dieser Krippen statt verehre deinen Thron/
Den Stern/ der dich geweist/ zu deinen Füssen schaue/
Dich/ Gast de Welt/ begrüß in deinem Eigenthum/
Und ewig einverleibt der schönen Himmels-Aue/
Mit Engeln ohne Zahl besinge deinen Ruhm.

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