[Die gantze Nacht liegt mir mein Weib in Ohren]

Die gantze Nacht liegt mir mein Weib in Ohren/
Sie hat den Schlaff und ich die Ruh verlohren/
Sie schleust mich ein in Armen voller Glutt/
Verbrennt und kocht das ausgefrorne Blutt.
Ihr heisser Brand will See und Flutten haben/
Wenn andre kan ein Bächlein Necktar laben.
Welch Brunnquell kan so unergründlich seyn/
Der nicht von Sonn' und Dürre trocknet ein?
Mein Lebens-Oel ist meistentheils verglommen/
Nachdem ich bin zu frischem Feuer kommen;
Geb ich den Rest auff eine Zeit dahin/
Wer leuchtet ihr/ wenn ich erloschen bin?
Wer kan den Durst der Wassersucht bestillen/
Und die Begier erregter Lüste füllen?
Viel besser ist getheilter Uberfluß/
Als wenn man bald auff einmahl darben muß.
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Man wärmt sich auch bey halberstorbnen Kohlen/
Kan Feuer aus der lauen Asche holen/
Ein später Herbst gewehrt die beste Frucht/
Die man umsonst im goldnen Lentzen sucht.
Aus Felsen muß das beste Wasser springen/
Wiewohl es nicht ohn Mühe zu erzwingen.
Der Eckel gällt die leicht-erworbne Lust/
Und Hunger würzt die lang' erwartte Kost.
Muß grünes Holtz mehr Rauch und Thränen schwitzen/
Ein dürrer Stock kan dennoch besser hitzen.
Die Gütte/ nicht die Menge/ preist den Wein/
Und Balsam flöst man nur mit Tropffen ein.
Drum/ Liebe/ komm mir Alten Recht zusprechen/
Komm ihre Glutt/ und nicht mein Eiß/ zu brechen/
Damit ihr Brand/ durch meinen Schnee gekühlt/
Mit sanffter Glutt und lindern Flammen spielt?

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