Fidei-Commissarischer lezter Wille

Mein Vater/ liebster Gott/ die Zeit kommt bald herbey/
(Und ist vielleicht nicht weit/) diß Leben zu verlassen/
Damit kein Irrthum nun nach meinem Tode sey/
Will ich den lezten Schluß in diese Zeilen fassen.
Halt drüber feste Hand/ daß ich ihn selbst nicht breche/
Noch Zanck/ Gewalt und List nach meinem Tode schwäche.
Die Seele/ welche du mir eingeblasen hast/
Will ich dir wiederum zu treuen Händen geben.
Laß sie/ durch Christi Blutt befreyt der Sünden Last/
Von Schulden rein gemacht/ vor deinem Throne schweben/
Ein Grab ohn alle Pracht bedecke die Gebeine/
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Die Erd ist überall durch ihn geweyht und deine.
Wenn dein Gerichts-Tag kömmt/ und die Posaune rufft/
Die alle Todten soll vom langen Schlaffe wecken/
So fordre meinen Staub hinwieder aus der Grufft/
Und laß mich für dem Spruch des Richters nicht erschrecken.
Laß Seel und Leib vereint sich in dem Himmel schwingen/
Und ewig Preiß sey Gott! mit heller Stimme singen.
Laß ich von Güttern was/ wie viel es möge seyn/
So weiß ich/ daß ich nichts/ ohn deine Gunst kan haben/
Drum setz ich dich hiermit zum Erben wieder ein/
Inzwischen laß mich recht gebrauchen deiner Gaben;
Du hast allein die Macht zu mehren und zu mindern/
Gieb/ was du wilt davon/ wies selig meinen Kindern.
Wer traurig hinterbleibt dem schencke Trost und Schutz/
Sey Vormund/ Vater/ Mann/ zeuch was noch unerzogen
Zu deinen Ehren auff/ beut allen Feinden Trutz/
Erhalte sie von Welt und Sünden unbetrogen.
Laß/ die du mir geschenckt/ und die ich dir geb eigen/
Auch deinem Creutze nach/ wie mich/ in Himmel steigen.
Diß ist mein Testament: Solt eine Zierligkeit/
Solt etwas/ welches noth bey lezten Rechts-Geschäfften/
Allhier vergessen seyn/ so bleib es doch zur Zeit
Als lezter Vater-Will/ als Todes-Gab' in Kräfften.
Dein Geist/ dein Jesus zeugt mit Siegel/ Hand und Nahmen/
So schlüß ich nun getrost: hilff Helffer selig Amen!

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