[Jedwedes Thier das wohnt auff dieser weiten Erde]

Jedwedes Thier das wohnt auff dieser weiten Erde/
Es haß und fliehe denn/ gleich Eulen/ Licht und Sonne/
Lebt/ wie man sieht/ allein in Arbeit bey dem Tage:
Wenn aber sich das Haubt des Himmels krönt mit Sternen/
Geht diß dem Stalle zu/ und jenes nach dem Walde/
Ein jedes ruhet aus biß zu der Morgenröthe.
Ich/ wenn sich sehen läst der Glantz der Morgenröthe/
Die braune Finsternis zu jagen von der Erde/
Viel wilder denn ein Thier/ ein wildes Thier im Walde/
Begrüsse Traurens-voll mit Seufftzen Licht und Sonne/
Mit einer herben Bach von Thränen Mond und Sternen/
In höchster Ungedult nach kaum verwichnem Tage.
Wenn izt der Abendstern sagt ab dem hellen Tage/
Und unsre Dämmerung bringt andern Morgenröthe/
So schrey ich kläglich an die mir befeindten Sternen/
Die mich gemacht zum Spiel und Schauspiel aller Erde/
Beklage meine Noth bey Himmel/ Lufft und Sonne/
Daß ich mehr elend bin denn iedes Thier im Walde.
Kein grimmes Tiger-Thier/ kein frecher Lew im Walde
Gleicht der/ die mir geraubt die Freude meiner Tage/
Und dennoch sieht mich treu und ohne Falsch die Sonne/
Stets müde/ nimmer satt von Leid die Morgenröthe/
Zum Zeichen/ daß der Leib zwar ist von schwacher Erde/
Doch mein demantner Sinn sich gleicht dem Oel der Sternen.
Ach könt ich/ eh der Geist sich setzet bey den Sternen/
Eh sich mein Schatten findt im Elyseer-Walde/
Geschieden von der Last/ die werden soll zur Erde/
Genüssen ihrer Gunst! die Zeit von einem Tage
Bringt funffzig Wochen ein/ ein Blick der Morgenröthe/
Ein süsser Blick ist mir der Mittag heller Sonne.
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Der lichten Augen Paar läst hinter sich die Sonne/
Der Sternen-Himmel prangt mit diesen Angel-Sternen/
Der Rosen-Wangen Zier beschämt die Morgenröthe/
Der süssen Stimme Schall die Nachtigall im Walde/
Wer schäzte nicht mit Ihr beseligt seine Tage!
Ach aber/ was verlangt der leichte Staub der Erde?
Mich decket in der Erd ein dünnes Brett vom Walde/
Eh mir so süssen Tag vergönnen Glück und Sternen/
Eh mir die Morgenröth erscheint von dieser Sonne.

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