[1r] ✍Berlin. Mittwoch den 4. Octbr. 1820.1
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Des Herrn von {Humbolds} Antiken.
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Donnerstags den 5n Octbr.
Bey Bildhauer Rauch. [...]2
[10r] Maler Wach. [...]
Ausstellung.
Reich an Werken der Maler, Kupfer-
stecher und Bildhauer. Unter den Ma-
lereyen zeichnet sich vorzüglich das
Bildniß eines abanesischenabbanesischen3 Bauern-
mädchens von Wach aus; wahrhaftig
geistreich und belebt, das braune Colo-
rit gut getroffen, das Gewand
gut ausgeführt; es ist ein Werck welches durch seine Wahrheit und
durch ächten Kunstgehalt anzieht.
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Mittwoch den 11n Oktober:)
Der Heutige Tag verging unter
beständigen Beschauen einer Menge
Kunstwerke.
[26r]Herr Minister von {Humbold}.
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Geheime Rath Kohlrausch.
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Montags den 16 Octbr.
Vom Husten den ich mir vorgestern
bey Schultzens Abendeßen, gestern
in Schleyermachers Predigt und der
leidigsten Kälte in der Solischen Ge-
mälde Sammlung hohlte sehr geplagt,
geschah nichts als {den} Rectorats-
Wechsel auf der Universität bey-
gewohnt, und Visiten gemacht auch
mit Herrn Staatsrath Schulz ver-
abredet zu Ende der Woche die Reise
nach Potsdam zu unternehmen.
[45v] [...]
Mittwochs den 18n Octbr.
Nochmals die Solische Sammlung
gesehen und der sogenannten Gesetz-
losen Gesellschaft im Thiergarten
beygewohnt, wo viele Mitglieder
und Gäste derselben beygewohnt4
versammelt waren.
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Sonnabends den 21. Octobr.
ist nichts gesehen worden. Frau von
[56r]Kalb auf dem Schloß besucht. Mit-
tags mit Herrn von Schmidt; abends
bey Hegel in zahlreicher Gesell-
schaft. Schultze Marheinecke, Böck,
Wilken, Zelter, Tölken und andere
nebst Frauen.
Sonntag den 22n Octbr.
Bey Seebeck, Mittag, Schultz, Lan-
germann, Kohlrausch, Schinkel, Zel-
ter, Schadow, Tölken, Hirt, Weise
und andere Abends bey Buttmann.
Mittags Besuch bey dem schwedi-
schen General-Consul Dähne, der
schöne Gemälde vorwies.
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Montags den 23: Octbr. Abends
bey Staatsrath Schulz.
Dienstag den 24 ej. bey dem-
selben Kindtaufe. Abends Audienz
bey der Prinzeßin Wilhelm von
Preußen; sodann Liedertafel.
Mittwoch den 25 Octbr.
Bey Herrn Minister von Alten-
stein, wo sich ein gutes Gemälde
von Lucas Kranach, Herkules welcher
[60r]spinnt befand. [...]
Donnerstag den 26n Octbr.
Morgens bey Rauch und Tieck, Mit-
tags bey Dr. Kohlrausch, daselbst
angetroffen Staatsrath Schulz, Rauch,
Tieck, H. R. Parthey, Göcking, ein
Unbekannter und mehrere Damen; ge-
sehen außer dem schon Bekannten das
Brustbild von H. Minister von Humboldt
[60v] von Thorwaldsen, worüber Rauch ein
gutmüthiges Bonmot machte.
Freytags den 27n Octbr.
Morgens früh bey Schadow, wel-
cher mir zwey von seinem Sohne ge-
malte recht gut gelungene Bildniße
zeigte. Er colorirt recht hell und
zart, man könnte sagen zu blühend,
(es waren männliche Bilde) macht
etwas streng abgeschnittene Umriße
und bricht seine Farben in den Ueber-
gängen und Schatten zu wenig, eigent-
lich gar nicht.
Nachher zu Zelter; dann nach Ab-
rede zu Staatsrath Nagler welcher
eine der mannigfaltigsten Kunst
[61r]Sammlungen besitzt. [...] [61v] [...]
[...] [62r] [...]
Bewundernswürdige Kunkelsche
Gläser. Gar viel gemalte Fensterschei-
ben. [...]
Mittag bey Herrn Minister von
Altenstein in großer Gesellschaft.
Abends bey H. und Frau von Metting
sehr angenehm.
[62v]Montag den 30. Octobr.
Besuche bey Profeßor Lichtenstein,
Frau von Kalb und Minister von
Humbold.
Mittags bey Staatsrath Schulz, Abends
mit St. R. Körner bey der sogenannten
jüngern Liedertafel. Sehr ermüdet.
Dienstags den 31. Octobr.
Mittags Eßen bey Rauch und Tieck,
und daselbst mancherley Gutes gehört
und gesehen. Abends bey Herrn Staats-
rath Schulz und Abrede genommen:
Es sollen
1., Ansichten und Vorschläge wie, nach
dem Befinden der W. K. F., die Lehr-
anstalten für Kunst, Industrie und
Gewerbe am besten einzurichten seyen,
[63r]schriftlich eingesendet werden.
2., Eben solche Vorschläge in Beziehung
auf das neu einzurichtende Museum,
wie daßelbe am schicklichsten anzuord-
nen und auf die vortheilhafteste
Weise für das Publikum und für
die Künstler zu benutzen und zu be-
wahren sey.
3., Ueber die Sammlung von Soli,
Würdigung derselben und in wie-
ferne der Ankauf derselben wün-
schenswerth seyn möchte.
ad. 1., die Lehranstalt wo Künstler
gezogen werden sollen und die Zeichen-
schule für Gewerbe und allgemeine
Bildung sind sorgfältig zu sondern.
[63v]Ein Cursus ist wohl denen welche
die Kunst studiren wollen nicht vorzu-
schreiben weil Zeitverlust daraus ent-
springt indem die verschiedenen Talente
nicht in eben demselben Fach und gleich
fortschreiten, und derjenige z. B. der
einen bloß plastischen Sinn hat mit
dem Colorit nur langsam abfinden
und in diesem Fach mit Ueberdruß
arbeiten würde wenn man ihm sol-
ches zur Bedingung machen wollte und
so wird der geborene Maler und
Coloriste wahrscheinlich nie mit dem
nöthigen Eifer und anhaltender Geduld
das streng wißenschaftliche der For-
men sich anzueignen streben, oder wenn
[64r]er dazu genöthigt wird nur halben
Gelingen sich zu erfreuen haben. Es
werde demnach für gute Lehrer, nicht
eigensinnige Lehrer gesorgt, die jedem
Talent seine eigenthümliche Richtung las-
sen und solche ehren; aber man sey
auch bedacht diesen Lehrern [Schüler]
von Talenten zu geben und laße sie
nicht köstliche Zeit und schwer zu üben-
de Geduld unnütz verschwenden.
Es ist sonach rathsam daß das Studium
der Kunst zumal der höheren Fächer
nicht gar zu leicht gemacht werde
und der Unterricht nicht unentgeltlich
geschehe. Man darf darum nicht befürch-
[64v]ten daß es an Künstlern fehlen werde.
Könnte die Kunst noch wie vor Alters
aus den Werckstätten hervorgehen,
sie würde lebendiger seyn als sie ist
und als wir hoffen dürfen daß sie
seyn werde. Alle, auch die bestaus-
gedachten Anstalten können nicht so
wirksam seyn als wenn tüchtige Mei-
ster, tüchtige Schüler sich erst zu Gehül-
fen bilden, die sodann selbst zur Mei-
sterschaft gelangen.
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