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Nur noch zuvor diese Bemerkung, die zum bisherigen gehört und als Erläuterung hinzukommen mag. Das Licht wirkt schon an sich ästhetisch, hat eine eigenthümliche Schönheit: man kann sagen, es ist das erfreulichste der Dinge. Daher ist es auch das Symbol alles Guten und Heilbringenden geworden: seine Abwesenheit macht unmittelbar traurig: seine Wiederkehr beglückt: die Farben erregen unmittelbar ein lebhaftes Ergötzen. Dies Alles kommt ganz gewiß daher, daß das Licht das Korrelat und die Bedingung der vollkommensten anschaulichen Erkennißweise ist, der einzigen, die den Willen unmittelbar gar nicht affizirt. Nämlich das Sehn unterscheidet sich von den andern Sinneswahrnehmungen dadurch, daß es nicht, wie die Affektion der andern Sinne, an sich und unmittelbar durch seine sinnliche Wirkung eine[r] Empfindung der Annehmlichkeit oder Unanehmlichkeit im Organ fähig ist: d. h. die Affektion des Auges durch das Licht wirkt nicht unmittelbar und durch sich selbst auf den Willen: die gesehenen d. h. durch den Verstand apprehendirten Objekte, können auf den Willen wirken durch ihre Relation zu ihm: das ist aber etwas ganz andres, ist Sache des Verstandes, nicht des körperlichen Gefühls. Jede andre Affektion des Leibes, auch in den Sinnesorganen, nur nicht des Auges, hat eine unmittelbare Beziehung zum Willen, d. h. kann durch sich selbst schmerzlich oder angenehm seyn. Am wenigsten freilich das Gehör: aber doch können Töne schon unmittelbar und rein sinnlich Schmerz erregen, oder auch, ohne Bezug auf Harmonie oder Melodie, durch sich selbst sinnlich angenehm seyn. Das Getast welches zusammenfällt mit dem Gemeingefühl des ganzen Leibes, ist eben wie dieses den Affektionen des Schmerzes und [der] Annehmlichkeit unterworfen, hängt also auch ganz unmittelbar mit dem Willen zusammen: doch ist das Tasten in der Regel frei von Schmerz und Annehmlichkeit. Nun aber Gerüche sind immer angenehm oder unangenehm: Geschmäcke noch mehr:[236]also sind Geruch und Geschmack am meisten mit dem Willen inquinirt, ihre Empfindung bezieht sich mehr auf den Willen als auf die Erkenntniß: daher sind sie immer die unedelsten Sinne genannt: Kant nennt sie die subjektiven Sinne, sehr passend. Das Auge also ist allein der rein objektive Sinn, der allein der Erkenntniß dient, ohne daß seine Empfindung unmittelbar den Willen erregte. Hieraus ist es abzuleiten, daß der Anblick des Lichts, d. h. eben die Erregung der Sinnesthätigkeit des Auges schon unmittelbar durch sich selbst uns geistig erfreut. Die ästhetische Freude, die das Licht allemal in uns erregt, ist eigentlich nur die Freude über die objektive Möglichkeit der reinsten und vollkommensten anschaulichen Erkenntnißweise: sie ist daraus abzuleiten, daß das reine und von allem Wollen befreite und entledigte Erkennen, schon die Hälfte jedes ästhetischen Genusses ausmacht. - Hieraus nun wieder wird ein andrer schon weniger einfacher ästhetischer Genuß erklärlich, nämlich der welcher uns allemal die Abspiegelung der Objekte im Wasser giebt, welche Erscheinung wir allemal mit besonderm ästhetischen Wohlgefallen betrachten und ih[r] eine sehr große Schönheit zuerkennen. Auch dieses liegt im subjektiven Theil des ästhetischen Genusses und hängt zusammen mit der Freude über das Licht. Nämlich das Sehn ist die vollkommenste und objektiveste anschauliche Erkenntnißweise: ihre Möglichkeit beruht auf dem Zurückgeworfenwerden des Lichts von den Körpern: dieses ist die leichteste, schnellste, feinste Art der Einwirkung der Körper auf einander, und eben ihr verdanken wir die bei weitem vollkommenste und reinste unsrer Wahrnehmungen, das Sehn. Bei der Abspiegelung der Objekte im Wasser wird uns nun diese Einwirkung der Körper auf einander mittelst zurückgeworfener Lichtstralen ganz deutlich, übersehbar und vollständig in Ursach und Wirkung vor die Augen gebracht und zwar im Großen: die unglaubli[ch] große Schönheit welche wir diesem Phänomen beilegen liegt bloß in der Freude über die hier recht entfaltete Möglichkeit der reinsten sinnlichen Anschauungsweise, ist also Freude über das reine Erkennen und seine Wege: diese wurzelt ganz im subjektiven Grund des ästhetischen Wohlgefallens.

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