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Sie erinnern sich wohl, theurer Freund, daß vor etwa zwey Jahren unter uns die Rede war, ich sollte vielleicht nach Berlin gehen, um die dortigen Kunstwerke in Augenschen zu nehmen; dann ruhete die Sache. Wie aber alles mit und durch Zeit zur Reife gelangt, so scheint es auch damit ergangen zu seyn; denn als ich[560]vorgestern nach Hause kam, fand ich beyliegenden Brief vom Herrn Staatsrath Schultze, den ich Ihnen beylege und um Ihre Meinung bitte oder vielmehr um Ihre Entscheidung, denn ich werde mich ganz dem fügen, was Sie für gut und zweckmäßig halten. Die Gründe für und wider diesen Zug, welche wir zur obengedachten Zeit erwogen haben, bestehen noch, und gestehen will ich auch, daß mich eben so wenig wie damahls eigentlich gelüstet. Lieber blieb' ich zu Hause; aber ich meine, es dürfe unser beyder Interesse in Hinsicht auf weitere Führung des Zepters in der Kunst wohl angemessen seyn, die Sache nicht von der Hand zu weisen.

Nochmahls also: das Gehen oder Bleiben soll von Ihrer Entscheidung abhängen. Im Fall Sie für ersteres stimmten, möchte ich Sie bitten, daß Sie alsdan den Großherzog um den nöthigen Urlaub für mich ersuchten; im Fall Sie aber gut finden, daß die Einladung abgelehnt werde, scheint es mir gut und das Beste, ein gänzliches Stillschweigen zu beobachten.

Ich bitte nun nochmahls zu überlegen und mir sodann Bescheid zu ertheilen. Den Brief von Herrn Staatsrath Schultze wünschte ich ebenfalls wieder zurück, damit ich antworten kann. Ferner bitte ich um dessen vollständige Adresse.

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