1822, December.
Mit Friedrich von Müller
Nachmittags von 4-6 Uhr war ich bei Goethe, wo ich zwei Gebrüder Hasenclever aus der Gegend von Elberfeld traf, Verwandte von Nicolovius, die als Deputirte der Rheinlande in landständischen Angelegenheiten zu Berlin gewesen waren und ganz vergnügt heimkehrten. Unterrichte wackere Männer. Unbegreiflich war mir Goethe's Kälte gegen seinen früheren, genauen Freund Lavater, den er bei seiner Anwesenheit in Zürich [1797] nicht besuchte, ja sogar ihm auf der Straße, als er ihn mit seinem »Kranichsschritt« gewahrte, sofort auswich. »Denn« – sagte er – »in der Jugend glaubt man noch an die Möglichkeit einer Ausgleichung und Vereinbarung, in alten Jahren aber sieht man diesen großen Irrthum ein und hält das Ungleichartige und Unzusagende geradezu von sich ab.«
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