1827.


Mit Johann Karl Ulrich Bähr und Otto Wagner

Im Jahre 1827 kamen mit einem Empfehlungsschreiben von Tieck die beiden jungen Maler Bähr und Wagner auf einer Reise nach Italien begriffen nach Weimar. Zu bescheiden, um persönlich Goethe behelligen zu wollen, gedachten sie eigentlich Tieck's Schreiben, dem noch ein Päckchen beigefügt war, einfach abzugeben, wurden aber von einem jungen Manne – vielleicht Eckermann – genöthigt, sich melden zu lassen. Goethe empfing sie in seinem Gartenhaus freundlich und wandte das Gespräch gleich auf Dresdner Kunstverhältnisse; er äußerte sich günstig über die Schule Matthäi's, unter dem sich Bähr zum Geschichtsmaler gebildet hatte, und frug dann, ob es gegründet sei, daß die Sixtinische Madonna durch Palmaroli's Restauration verdorben worden sei. Bähr erwiederte: »Ew. Excellenz können sich darüber beruhigen; Matthäi hat schon dafür gesorgt, daß es nicht geschah.« Er setzte hierauf auseinander, wie allerdings Palmaroli's Art, [262] die Farben tupfweise aufzusetzen, eine störende Wirkung hervorbrächte, doch habe Matthäi dieses Verfahren nicht geduldet, und wenn schon die an der Madonna erneuerten Stellen erkennbar seien, so seien sie doch nicht häßlich, wie es die vorher in dem Gemälde befindlichen schwarzen Flecken gewesen.

Beim Abschied war Bähr so bewegt, daß er die ihm gereichte Hand Goethes küßte. Dieser legte dann seine Hände den Künstlern auf's Haupt, sie zur Reise segnend.

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