1813.
Mit Ferdinand Gotthelf Hand
Als ich zu der Zeit, die ich in Weimar zubrachte, einmal mit Goethe zusammentraf und ihm auf Frage nach meinen Studien erzählte, daß ich mich damit beschäftige, die Gedichte des Statius durchzugehen, gestand er lächelnd, daß er diesen Dichter noch nicht kenne, daß aber diese Unwissenheit kaum entschuldbar sei. Damit indessen kein Winkel der schönen Künste ihm verborgen bleibe, ließ er das Buch sofort aus der Bibliothek holen. Bald darauf berief er mich zu sich und sagte: »Dieser Statius ist ein Dichter, der großes [330] Lob verdient und unsers fleißigen Studiums werth ist. Was von einem gewissen Überfluß an Geist herrührt, stört mich nicht, aber ich bewundere an ihm die Kunst, mit der es dem besten Dichter zusteht, sinnfällige Dinge aufzufassen und genau wiederzugeben. Sehen Sie, wie sorgfältig er das Pferd Domitians beschreibt, wie genau er die Bildsäule des Hercules schildert, wie richtig er die Lage der Landhäuser, den Schmuck der Bäder angiebt! Alle Dinge, die er mit Worten beschreibt, scheinen uns vor die Augen geführt zu werden; so groß ist seine Kunst, Bilder aufzufassen und darzustellen.«
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