1806, 23. November.


Mit Friedrich Wilhelm Riemer

»Obgleich die Natur einen bestimmten Etat hat, von dem sie zweckmäßig ihre Ausgaben bestreitet, so geht die Einnahme doch nicht so genau in der Ausgabe auf, daß nicht Etwas übrig bliebe, welches sie gleichsam zur Zierde verwendet. Die Natur, um zum Menschen zu [114] gelangen, führt ein langes Präludium auf von Wesen und Gestalten, denen noch gar sehr viel zum Menschen fehlt. In Jedem aber ist eine Tendenz zu einem Andern, was über ihm ist, ersichtlich. Die Thiere tragen gleichsam das, was hernach die Menschenbildung giebt, recht zierlich und schön geordnet als Schmuck, zusammengepackt in den unverhältnißmäßigen Organen, als da sind Hörner, lange Schweife, Mähnen u.s.w., welches Alles beim Menschen wegfällt, der schmucklos, durch sich selbst schön und in sich selbst schön, vollendet dasteht; der Alles, was er hat, auch ist, wo Gebrauch, Nutzen, Nothwendigkeit und Schönheit alles Eins ist und zu Einem stimmt. Da beim Menschen nichts Überflüssiges ist, so kann er auch nichts entbehren und verlieren, und was er verliert, kann er deswegen auch nicht ersetzen (Haare und Nägel ausgenommen und die geringe Reproductionskraft in Rücksicht auf Haut, Fleisch und Knochen), dagegen bei den Thieren, und je niedriger die Thiere stehen, die Reproductionskraft ebenso wie die Zeugungskraft größer ist. Die Reproductionskraft ist nur eine unabgelöste Zeugung, und umgekehrt.«

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