1822, 11. August.


Mit Joseph Sebastian Grüner

Mit Goethe um 12 1/2 Uhr nach Waldsassen gefahren, dort gespeist, die Kirche, dann die Stellagen der ehemaligen Bibliothek besehen. Es befinden sich über den Fächern dieser ehemaligen Bibliothek allegorisch sein sollende Schnitzwerke, z.B. über dem Fache der philosophischen Schriftsteller ein Kopf mit einem Kropf und mit Warzen im Gesichte, die scriptores profani hatten gebundene Hände u.s.w. Während wir unsere Betrachtungen darüber anstellten, kamen Fremde von ansehnlichem Äußern. »Geben Sie Acht, Freund«, sagte Goethe, »es sind Preußen, die wollen immer Alles besser wissen als andere Leute.«

[191] Goethe zog sich mit mir zurück, um aufmerksam zuzuhören. Als sie nun zu expliciren und debattiren anfingen, sah mich Goethe, der die Arme übereinander geschlagen hatte, warnend an, als ob ich aufmerken und mich durch sie belehren lassen sollte, und ging dann. »Als wir allein waren, fragte er lächelnd: Nicht wahr, jetzt haben Sie alles weg?«

Auf der Heimfahrt nach Eger sprach er abermals von den Widersachern, welche gegen seine Farbenlehre aufgetreten waren. »Die Leute,« sagte er, »wollen sich über Licht und Auge in Zergliederungen a priori einlassen, allein unser Verstand ist beschränkt, wir kennen nichts als die Wirkungen, daher habe ich Licht und Auge vorausgesetzt.«

[192]

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