1823, 23. Februar.
Während Goethes Krankheit
Ach, liebe Julie, ich [Caroline Freifrau V. Egloffstein geb. v. Aufseß] bin recht betrübt. Die Worte, so er [Goethe] Dir zum Abschied gab, sind wahrscheinlich die letzten, so er niederschrieb. Es ist mir höchst erfreulich, daß mein Großvaterstuhl der einzige ist, in[210] dem er gerne sitzt. Der Großherzog und Frau v. Stein haben ihm welche geschickt, aber keiner behagt ihm, und er sagte noch heute: »Die gute Oberkammerherrin baut sich eine Stufe im Himmel durch die Wohlthat, so sie uns erweist.« Ottilie pflegt ihn und wacht die Nächte ..... Sie muß ihn unterhalten und wie in gesunden Tagen ihm erzählen. So beklagt er, daß er Stroganow, welcher sich in Konstantinopel so brav benahm, nicht gesehen habe. Kurz, obgleich er sich sehr krank fühlt, so ist er dennoch gefaßt wie immer und betrachtet das Treiben der Ärzte, als wären es Experimente, die sie an einem Fremden machen. »Probirt nur immer! « sagt er ; »der Tod steht in allen Ecken und breitet seine Arme nach mir aus, aber laßt Euch nicht stören!«
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