1809, 20. Juli.
Mittag bei Goethe
Mittags Kaaz und Falk, der seine Wette, daß der österreichische Kaiser Wien behalten werde, sehr drollig erzählt. Die Franzosen, bemerkte Falk, seien fast keiner Ideen fähig, sie thäten auch nichts um einer Idee willen, diese zu realisiren, und gleichen in diesem Stück den Weibern, die sich nie zum Allgemeinen erheben, sondern vom Einzelnen und für das Einzelne handeln.
So bemerkte auch Goethe: ein Franzose handle nie aus reinem Antrieb, um der Sache willen, er hänge ihr immer noch einen Schwanz von Absehen dabei an, entweder um bei Hof, beim Kaiser, beim Publicum, bei den Frauen u. dergl. zu gewinnen.
»Die Weiber sind überhaupt Franzosen, und was die Franzosen unter den Männern sind, das sind die Weiber unter den Menschen überhaupt. Man kann[268] also in diesem Sinne die Franzosen die Weiber von Europa nennen. – Die Weiber überhaupt sind Franzosen.«
[269]