1815, 14. August.
Mit Sulpiz Boisserée
Montag früh um acht Uhr kam Goethe mit Willemer zu mir in den Schwanen. Wir gingen zusammen zu Schlossers. Nachher fuhr ich mit Goethe nach der[214] Gerbermühle .... Bei Schlossers hatten wir ein schrecklich altdeutsches neudeutsches Gepinsel von einem jungen Maler in Wien gesehen. Goethe hatte mich auf die Seite gerufen, mir die Bildchen vorgehalten, eine heilige Familie, und eine Jägergeschichte, wahre Nürnberger oder Spaaer Kistelmalerei. »Da freut euch eurer Früchte,« sagte er. Gott bewahre uns vor solchen Freunden, denn mit unsern Feinden wollen wir schon fertig werden, erwiderte ich. Diese Neckerei setzte uns in lustige Laune.
Ich übergab ihm den Entwurf, er soll wo möglich Maximen und Principien aussprechen, für alles was gemacht werden soll etc. Er gab allem seinen Beifall, wir sind überhaupt einig. Nur wegen der Frankfurter Angelegenheiten, Bibliothekbau u. dergl. scheut er sich ins einzelne gezogen zu werden; er hat überhaupt ein großes Vorurtheil gegen den freistädtischen Staat.
Goethe führte mich zu einem steinernen Heiligenhäuschen bei der Mühle, um es zu verehren, weil es, obwohl einfach, so meisterhaft gemacht, und von Basalt wäre. Auf dem Wappen daran ist ein Ring à jour gefaßt. Die Jahreszahl 1508.
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