1808, 30. (?) November.


Mit Heinrich Meyer

Der Hofrath Meyer erstattet einen langen mündlichen Rapport über die Theatersache, wovon das Wesentlichste Folgendes ist:

[48] 1. Der Geheime Rath v. Goethe will mit einer bloß scheinbaren Direction sich nicht abgeben, weil selbst seine Ehre dieses nicht zulasse. – 2. Dagegen will er zwar dem Modo, ihn bis Ostern zu dispensiren, submittiren, müsse dabei aber nur bemerken, daß er mit Grund fürchte und voraussehe, das Theaterwesen werde inzwischen in einen Zustand kommen, daß er den Faden nicht wieder aufnehmen könne; denn mehrere Schauspieler, die in persönlicher Rücksicht gegen ihn sich engagirt hätten, würden aufkündigen, mehrere würden sich in Besitz von Rollen setzen u.s.w. – 3. Indessen sei er sehr bereitwillig, in dem itzigen Zustande die Direction fortzusetzen, wenn ihm nur der zugehörige Einfluß in die Disciplin bleibe und imfall Ew. Durchlaucht darin etwas nöthig fänden, Sie die Gnade haben möchten, es durch ihn gehen zu lassen. Dieses erfordere unumgänglich seine Ehre und sein Ansehen bei den Schauspielern selbst. Wenn übrigens nur die Stücke zustande kommen und gespielt würden! Bisher wären 12-15 Stücke bloß darum erliegen blieben, weil bei jedem Hindernisse hervorgebracht worden wären. Es sei auch ein Stück bereit für Serenissimae Geburtsfest; das müsse aber ganz erst zurechtgeschnitten werden. – 4. Sollte die Idee mit Absonderung der Opera von der Direction ausführbar erscheinen, so wäre Herr Geheimer Rath v. Goethe dazu allenfalls auch bereit. Überhaupt wolle er zu allem die Hand bieten, was Serenissimus wünschten, nur als ein, bloß dem Namen [49] nachstehender Director könne er seiner Reputation wegen nicht stehen.

(Höchst vertraulich fügte Meyer noch die Erklärung bei, daß Goethe keineswegs prätendire, die Mad. Jagemann auf irgend einige Weise zu geniren, sondern daß ihr wie bisher lediglich überlassen bleiben solle, ob oder wie sie auftreten wolle. Überhaupt sehe er durchaus keine Persönlichkeit, sondern es sei ihm bloß um die Sache zu thun.)

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