1806, um 23. December.


Über die Aufführung des »Egmont«
bei Ifflands Weimarer Gastspiel

[Schmidt war von Wien nach Berlin und Weimar gesandt worden, um bei etwaiger Auflösung der dortigen Bühnen nach der Schlacht von Jena Schauspieler anzuwerben und traf Abmachungen mit zweien. Er erzählt dann weiter:]

Auch in Bezug auf die andern vorzüglichen Mitglieder unterließ ich jedoch nicht, meinem Auftrag gemäß weitere Schritte zu thun, worüber mir Goethe, als ich vor meiner Abreise das letzte Mal bei ihm speiste, das aus seinem Munde mir höchst erfreuliche Zeugniß gab, daß er meine Schritte, die ihm nicht unbekannt geblieben wären, ganz gebilligt, und daß ich es zu vereinigen gewußt habe, meinen Pflichten ganz treu zu bleiben und doch dem Theater in Weimar nicht nachtheilig zu werden ..... Zugleich bedauerte er, daß es nicht möglich gewesen sei, mich während meines Aufenthalts seinen »Egmont« sehen zu lassen. Ich hätte dabei abnehmen können, auf welche sinn- und effectvolle Art Klärchens Erscheinung am Schlusse, die er nun beschrieb, plastisch bewirkt würde. Ich fragte [124] ihn hierauf, ob das Stück noch mit den Abänderungen in Weimar gegeben würde, wie sie mir von Iffland's Gastspiel her, der 1796 den Egmont als Gast gab, erinnerlich waren. Goethe fragte, worin sie bestanden hätten. Ich erwähnte nur die eine, daß nämlich bei der Unterredung Egmont's im Kerker, im fünften Act, auch Alba im weiten, schwarzen Gewande mit der Kapuze über den Kopf herabgezogen und dem Henkerschwert an der Seite gegenwärtig gewesen sei, und daß dann Egmont bei einem Ausbruch seines Unmuths (es war bei der Rede: »und ich falle ein Opfer seines – Alba's – niedrigen Hasses, seines kleinlichen Neides etc.«) noch die Worte hinzugefügt habe: »Ja, ich darf es sagen und wenn Herzog Alba selbst es hören sollte« – womit er Alba die Kapuze herabriß und dieser in seines Nichts durchbohrendem Gefühle dastand. »Ja,« erwiederte Goethe, »ich erinnere mich, daß es damals so arrangirt war und zwar von Schiller selbst. In Schiller'sche Stücke hätt' es auch wohl gepaßt, allein das ist mein Genre nicht.« Dies ganz seine eigenen Worte.

[125]

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