1795, Anfang Juni.
Mit Wilhelm von Humboldt
Gegen Mittag kam Goethe zu mir und bedauerte sehr, Sie nicht mehr zu finden. Er ist Ihnen [F. A. Wolf] äußerst gut geworden und trägt mir viele herzliche Empfehlungen an Sie auf. Die Prolegomena beschäftigen ihn sehr ernstlich, und ich kann Ihnen nicht sagen, wie zufrieden er damit ist. Zwar ist er noch weit entfernt, sich überhaupt für eine Meinung entschieden zu haben; Sie kennen seine weise Bedachtsamkeit. Allein die Methode und der Gang der Untersuchung machen ihm vorzügliche Freude, und er hat mir namentlich gesagt, daß in dieser Rücksicht schon jede Seite lehrreich sei.
– – – – – – – – – – – – –
Außer einigem an meinen metris ist seit Ihrer Abwesenheit nicht viel bei mir geschehen. Indeß ist doch die Anzeige Ihrer Odyssee fertig, und Sie müssen nicht schelten, wenn ich sie beilege ..... Der letzte Grund, warum ich schicke, ist, daß es doch, wie Goethe immer sagt, hübsch ist, auch Kleinigkeiten gemeinschaftlich zu machen.
[23]