1822, 4. und 5. August


In Falkenau und Hartenberg

Da Goethe Firnstein zu sehen wünschte, wurde die Veranstaltung getroffen, daß dieser den anderen Tag, wo wir den Steg über die Eger zu Fuße passiren mußten, am Ende des Weges in seinem kleinen Wägelchen sitzend von Goethe gesehen werden mochte. Wehmüthig betrachtete Goethe die zusammengeschrumpfte Figur Firnsteins mit den verdrehten Gliedern, und munterte ihn auf; worauf wir wieder in die Kutsche stiegen. Der Anblick des armen Krüppels hatte Goethe sichtlich verstimmt, endlich sagte er zu mir: »Haben Sie seinen Kopf betrachtet, nicht wahr, die Natur hat ersetzt, was ihm am übrigen Körper abgeht?«

Auf der Fahrt nach Hartenberg stieg Goethe einige Male auf den Anhöhen aus, und besah die freundliche Gegend; auch wurden manchen Quarzklumpen die Köpfe abgeschlagen.

Sonntags den 4. August trafen wir gegen Mittag in Hartenberg ein, wo Goethe sehnsuchtsvoll erwartet und liebevollst aufgenommen wurde. Als nach Tische das Mineralienkabinet des Grafen wegen des ansehnlichen Zuwachses, den dasselbe seit der letzten Anwesenheit Goethes erhalten hatte, in Augenschein genommen wurde, beschenkte jener ihn mit einem mächtigen Bleispath, krystallisirtes Braunbleierz, für dessen Aufbewahrung [178] ein eigenes Kästchen verfertigt worden war. Goethe war den ganzen Abend überaus heiter, und sicherte am 5. August nach dem Frühstücke dem Grafen auf dessen freundschaftliches Andringen vor der Abfahrt zu, im Sommer des nächsten Jahres wieder nach Hartenberg zu kommen. Auf der Rückfahrt von da nach Eger zeigte er sich beständig wegen Conservirung seines Bleispaths besorgt, und rühmte die vorzüglichen scientifischen Eigenschaften des Grafen.

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