1829, 16. October und w.
Mit Friedrich Förster
»Wenn mich auch« – äußerte Goethe heute zu mir – »keine andere Nation mit Besuchern so belästigt und mitunter auch durch die bloße Neugier langweilt, wie die englische, so muß ich doch auch zugeben, und hab' es auch schon selbst oft erfahren, daß kein anderer Landsmann, was splendide Schicklichkeit betrifft, es dem Engländer zuvorthut. Mir hatte vor sechs bis acht Wochen ein mit unserer Literatur sich beschäftigender Engländer eine Übersetzung meines ›Faust‹ in zierlicher Reinschrift mit dem Ersuchen zugesendet, mich einer Begutachtung derselben zu unterziehen. Mit höflichster Entschuldigung, daß ein Augenleiden mir es nicht gestatte, Handschriftliches zu lesen, bat ich zu entschuldigen, wenn ich seinem Wunsche in nächster Zeit zu entsprechen nicht imstande sein würde. Da erhalte ich nun gestern von dem edlen Lord ein eigens für [154] mich mit splendiden großen Lettern auf Velin gedrucktes Exemplar mit dem Wunsche, daß es mir möglich sein werde, diese Schrift lesen zu können, ohne dadurch meinen Augen zu schaden. Dr. Vogel, der mich heute beim Lesen dieses großartigen Geschenkes fand, will mir nicht gestatten, vor vier bis fünf Wochen meine noch immer entzündete Netzhaut in Versuchung zu führen. Nun möchte ich aber doch dem edlen Lord über seine Arbeit und die mir bewiesene Aufmerksamkeit einige freundliche Worte sagen, und bitte Sie daher, die Übersetzung mit sich zu nehmen, und mir, was Sie darin Bemerkenswerthes finden, mitzutheilen und die betreffenden Stellen vorzulesen.«
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