1813, 30. November.
Mit Friedrich de la Motte Fouqué
Im Spätherbst kam ich kränkelnd vom Heere zurück ..... In Weimar gedachte ich einen Rasttag oder zweie zu halten. Als ich am Abende meiner Ankunft zu Goethe ging, fand ich Herrn v. Müller bei ihm, den jetzigen Kanzler.
»Man hatte Sie mir unter so kauderwelschem Namen angemeldet,« sagte Goethe, »daß ich schon Lust hatte, den Fremdling mit höflicher Entschuldigung abweisen zu lassen; endlich ward doch beschlossen, den preußischen Rittmeister in Augenschein zu nehmen, und nun ist es mir lieb.«
Goethe hatte auf einem Tische neben sich unterschiedliche [108] Marmorplatten, wohlgeschliffen, von mannigfacher Farbe liegen, und meinen Blick dorthin begleitend sagte er: »Bruchstücke aus der Marmorbekleidung des Delphischen Tempels. Das sind nun someine Reliquien« – setzte er leise lächelnd, wohl nicht ohne absichtliche Beziehung, hinzu.
Als ich mich empfahl, äußerte er gütig, er hoffe mich während der Zeit meines Verweilens öfter wiederzusehen.
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