1776, 29. September.


Mit Christoph Martin Wieland

Herr Kaufmann ist seit acht Tagen hier [in Weimar]. Er kam den zweiten Tag nach seiner Ankunft nachmittags mit Klingern in meinen Garten und blieb ungefähr eine halbe Stunde. Den folgenden Morgen fand ich ihn bei Goethe. Der Mann hatte ungeachtet seiner um sich gezogenen Nebelkappe was Anziehendes für mich. Ich näherte mich ihm voll Gutwilligkeit und vielleicht nach meiner Art etwas zu schnell; er zog sich aber ganz in seine Schale hinein, und so haben wir's denn dabei bewenden lassen ..... Goethe war gestern Morgens bei mir und erklärte mir alles: die Schuld, warum die Enthusiasten nicht mit mir und ich nicht mit ihnen leben können, liegt weder an ihnen, noch mir, sondern an den Göttern, die uns so gemacht haben. Ich habe das Unglück, unter die Leute zu gehören, die von den Warmen und Kalten ausgespieen werden. Leute, die lange mit mir gelebt haben, finden, daß ich mit allen meinen Launen und Ungleichheiten ein guter Mensch bin, aber die andern sehen das nicht und können nicht aus mir klug wer den, sagt man.

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