1813, Ende December (?).


Mit Eduard Genast

Eines Tages hatte ich im Auftrag meines Vaters eine Bestellung bei Goethe zu machen. In seinem Hause angelangt, wurde ich in den Salon, wo der alte Flügel stand, geführt; Goethe kam. Als mein Botendienst zu Ende war, wollte ich mich unterthänigst empfehlen; er aber hielt mich zurück und sagte: »Dein Vater hat mir mitgetheilt, daß Du bei Eberwein Singestunde hättest und Dich sehr fleißig zeigtest; er ist aber mit Deiner Neigung nicht einverstanden, und Du sollst Conditor bleiben.« – »Ja, Excellenz, das will er, aber ich habe zu große Lust zum Theater,« erwiderte ich. – »Was singst Du, und was hast Du bis jetzt studirt?« – »Verschiedene Lieder von Ew. Excellenz, von Ehlers, Moltke und Reichardt componirt; dann habe ich auch den Osmin und Mafferu eingeübt.« – »Nun so sing mir etwas vor, daß ich Deine Stimme[121] höre.« – Keck genug sang ich ihm das Lied »Willkommen und Abschied« und »Wer ein Liebchen hat gefunden« [aus der Oper »Belmonte und Constanze«]. – »Das letztere war nicht ohne Humor und Deine Stimme ist für Deine Jahre gut, aber zu dem erstern fehlt Dir bis jetzt noch das Verständniß, was mit der Zeit wohl kommen dürfte,« sagte er. Freundlich entließ er mich und überglücklich eilte ich nach Hause.

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