b.

Ich [v. Müller] traf ihn mit seinen Kindern und Enkeln auch Eckermann noch bei Tische, höchst milde und munter, vergnügt und mittheilend. Er erwähnte Gall's Verlangen nach einem Abguß seines Kopfes; verweigerte die Mittheilung seines Briefes an Gries [mit dein Danke des Großherzogs für die Widmung der Übersetzung von Ariost's ›Rasendem Roland‹]: nicht als ob vor mir Geheimes darin, sondern weil ihm so viel Unangenehmes im langen Leben aus Mittheilung der Briefe entstanden sei, daß er sich solches wie eine übte Angewöhnung abzugewöhnen trachte.

[145] Bei Durchsicht von Stammbuchs-Inschriften kam er auf Sternberg und dessen oft verhehlte Gemüthlichkeit. »Man kömmt mit ihm stets weiter.«

Schützen's Plattheit gegen Haug verglich Goethe mit der »Platitude in Ampère's Brief«. Ich vertheidigte Letztern gar sehr. »Das Übel kommt immer daher,« erwiederte Goethe, »daß die Leute, besonders die Fremden, das Naive des Augenblicks nicht zu würdigen wissen durch Wiedererzählung es zur Plattheit umprägen. Überhaupt ist es immer gefährlich zum Publicum von der Gegenwart zu sprechen.«

Dann kam das seltsame Schicksal von Goethes Gedicht 1 an seines Enkels Walther Geburtstag im Jahr 1818 zur Sprache, das er anonym übergab und das sehr gescholten wurde.

Nachher durchblätterten wir viele Mappen mit Zeichnungen und Kupferstichen.

»Freiheit,« sagte Goethe unter anderm, »ist nichts als die Möglichkeit, unter allen Bedingungen das Vernünftige zu thun. Das Absolute steht noch über dem Vernünftigen. Darum handeln Souveräns oft unvernünftig, um sich in der absoluten Freiheit zu erhalten.«


Note:

1 Wiegenlied dem jungen Mineralogen.

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