1809, Januar.


Über Martin Friedrich Arendt

In einem benachbarten Gasthofe einlogirt, speiste er fast jeden Mittag an Goethes Tische, unterhielt uns mit seinen Reiseabenteuern, antiquarischen Recherchen u.s.w., ohne in das doppelte Spiel seiner Luft-und Speiseröhre eine Pause zu bringen, oder der andern den geringsten Abbruch zu thun. Es schmeckte diesem Ausgehungerten jederzeit so vortrefflich, daß er einesmals, nachdem er mit Hammelbraten und Gurkensalat zuerst den Teller, dann den Magen reichlich gefüllt [238] hatte, nun auch die köstliche Brühe von Gurkensaft und Öl und Essig nicht wollte umkommen lassen. Den Teller schon mit beiden Händen zu den Lippen erhoben, um ihn auszuschlürfen, fiel es ihm doch noch ein, für diese studenticose Manier um Erlaubniß zu bitten. G. mit unnachahmlicher Bonhommie, Ruhe und Treuherzigkeit hieß ihn, »sich ja nur nicht zu geniren,« indem er, während jener schlürfte, das Leckere einer solchen Mischung von Bratenbrühe und Gurkensaft rühmend auseinandersetzte und so den Genießer ermuthigte, sich ganz zwanglos dem Behagen des erquicklichen Trankes hinzugeben.

Diese ungeschlachte Rohheit... discredidirte ihn jedoch bei G. so wenig, daß dieser die Sache nur lustig nahm und wie eine naturhistorische Merkwürdigkeit aus der Diätetik der Vierfüßer ansah.

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