1809, 20. Februar.


Mittag bei Goethe

Goethe äußerte über Tisch: »Der reine wahre Despotismus entwickelt sich aus dem Freiheitssinne; ja er ist selbst der Freiheitssinn mit dem Gelingen. Der Freiheitssinn strebt ins Unbedingte, er will herrschen, ohne daß er's immer im Stande ist und werden kann. Nun kommt bei einem das Gelingen hinzu, und so ist der Despot fertig. – Aus der Sklaverei geht nur der [239] eigentliche dominus hervor, niemals der Despot oder wie er auch heißt der Tyrann.«

Ferner äußerte Goethe über den Witz:

»Der Witz setzt immer ein Publikum voraus. Darum kann man den Witz auch nicht bei sich behalten. Für sich allein ist man nicht witzig. Alle andern Empfindungen genießt man für sich allein: Liebe, Hoffnung etc. – Der Witz wird immer für ein Anzeichen eines kalten Gemüths gehalten; er ist nur das eines besonnenen, freien, schwebenden, das sich von den Gegenständen losmachen kann. (Daher sagt man, daß er niemandes, auch des Freundes, nicht schone.)

Der Witz gehört unter den Spieltrieb. Das Spiel offenbart die große Freiheit des Geistes. Das Spiel will nicht die Realität, sondern den Schein. Der Schein ist mit der Idee nahe verwandt. Er ist gleichsam das Bild, das Gemälde von der Idee. Ja er ist die Idee selbst mit dem Minimo von Realität verkörpert oder daran offenbart.«

[240]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek