1817.


Mit Samuel Ferjentsék

Eines Tages war Ferjentsék... zu einem geselligen Cirkel bei Knebel eingeladen. Er wurde veranlaßt Goethes Ballade »Der Sänger« (in der Composition F. J. Reichardt's) zu singen. ... Der Sänger war noch in der ersten Strophe, da trat Goethe ein. Er stellte sich unten an's Clavier und sah unverwandt den Sänger an. Nach dem Liede ging er heiter auf ihn zu, reichte ihm die Hand und sagte: »Sie haben mir eine angenehme Stunde bereitet.« Er fragte ihn darauf, aus welcher Gegend Ungarns er sei und als er hörte, er sei aus den Bergstädten, bemerkte er sogleich: »Ei da müssen Sie sich auch für Mineralogie interessiren! Wir haben hier eine Mineralogische Gesellschaft; Sie müssen Mitglied werden.« Nach einiger [285] Zeit erhielt F. auch zu seiner großen Verwunderung ein... Diplom.

– – – – – – – – – – – – – – –

Goethe sprach von der Aufführung einer Oper, die an demselben Tage in Weimar stattfinden sollte und rieth Ferjentsék auf das Lebhafteste, diese Aufführung sich nicht entgehen zu lassen .... Ferjentsék war auch sogleich entschlossen nach Weimar zu gehn. Bevor er sich aber noch von Goethe empfahl, trat dieser an das Fenster und sagte, nachdem er einige Zeit hinausgesehen: »Ich rieth Ihnen vorhin, nach Weimar zu gehn, nun rathe ich Ihnen ab: es kommt ein Gewitter.« – Ferjentsék bemerkte: es sei ja doch der schönste Tag mit Sonnenschein und blauem Himmel. Goethe blieb bei seiner Meinung und Ferjentsék empfahl sich, ganz erstaunt über diese, wie ihm schien unbegründete Prophezeihung. Er glaubte nicht daran und blieb bei seinem Vorsatze, ging... nach Weimar und wurde von einem greulichen Gewitter überfallen, dabei naß bis auf die Haut.

Bei einem nächsten Besuche gestand F. denn seinen Unglauben und wie er dafür bestraft worden sei .... Er sagte unter anderm: »Ja, ihr jungen Leute, Ihr glaubt uns nicht! Wenn ich aber so jung wäre wie Sie, da wüßte ich, was ich thäte: ich würfe mich ganz auf die Meteorologie, da wäre noch etwas zu erreichen!«

[286]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek