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An Anton Friedrich Justus Thibaut
Wie vielen Dank ich Ew. Wohlgebornen schuldig bin, habe ich nur immermehr entdecken können, je länger mein Sohn sich in meiner Nähe befindet und mir nach und nach von dem Heidelberger Leben, seiner [170] Theilnahme daran und seinen Studien erzählt und eröffnet. Es thut mir daher um so mehr leid, daß ich dem von Ew. Wohlgebornen gegen mich geäußerten Wunsche nicht bereitwillig entgegenkommen kann.
Ich kann zwar nicht in Abrede seyn, daß ich mit einigen Curatoren der russischen Akademie in ganz guten Verhältnissen stehe, auch sonst auf mancherley Weise jenen Gegenden verbunden bin; allein ich mußte mir sowohl aus allgemeinen moralischen, als auch aus besondern Local- und Persönlichen Rücksichten zum strengsten Gesetz machen, Niemanden zu empfehlen, als wenn ich gefragt, aufgefordert und in einem besondern Fall meine Meynung zu eröffnen veranlaßt wurde. Ich habe alsdann die Schilderung der in Frage seyenden Personen nach meiner Überzeugung abgegeben, und die Entscheidung jenen Stellen ohne weiteres überlassen.
Daß man übrigens dortigerseits vielleicht künftig ohne Mittelspersonen direct mit Gelehrten tractiren will, die zu irgend einer solchen Anstellung Lust haben, scheint mir der Aufruf anzudeuten, der in Nr. 2 des Intelligenzblattes der Universität zu Charkow, abgedruckt steht. Wie denn soviel ich weiß sowohl was den Erfolg dieser Anstalten, als die Gesinnungen über dieselben betrifft, sich zeither manche Veränderungen mögen ereignet haben. Dieß ist das Verhältniß wie ich es einsehe und wovon ich Ew. Wohlgebornen vertraulich [171] Eröffnung thue, um allen Verdacht einer Lässigkeit oder Ungefälligkeit von mir abzulehnen.
Ich füge meine besten Wünsche für Ihr Wohl hinzu und werde meinen August auffordern und aufmuntern, daß er zu Ostern von seinem vergangenen halben Jahre Rechenschaft gebe und sich Ew. Wohlgebornen Freundschaft und Antheil dadurch abermals empfehle.
Der ich pp.
Weimar, den 14. Januar 1810.