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An Leo von Klenze
[3. Mai 1828.]
Für das früher angekündigte und in diesen Tagen angekommene, höchst erfreuliche Bild habe meinen Dank zu beeilen alle Ursache.
Gar wohl erinnert es mich lebhaft an jene Zeiten, wo ich in Gegenwart dieses herrlichen Meers und[83] Ufers, in der Nähe solcher niedrigen Hütten, durch viele Zäune durchbrechend, eine ganze Reihe kleiner Besitzungen durchschreiten und endlich nach vollendetem Überklettern eines unebenen Bodens mir selbst bekennen mußte, daß wenig gesehen und nichts gewonnen sey. Der tiefen Canneluren erinnere ich mich noch, ingleichen des breiten Triglyphen, wie ich ihn mit meinen Gliedern ausmaß; von menschlicher oder thierischer Gestalt hingegen war keine Spur, auch nicht die mindeste Annäherung an einen Begriff von Größe und Raum, so daß alles bis ganz neuerlich mir als ein mißgestaltetes Chaos vor der Seele lag.
Aufräumungen und Reinigung sind geschehen, Entdeckungen gemacht, Altes bestätigt, Neues gefunden, davon mir auch einige Kenntniß zugegangen; aber das Wünschenswertheste leistet denn doch das mir so freundlich-geneigt übersendete Bild, das auf eine wundersame und gleichsam magische Weise als lakonisches Fragment den Tempel, wie er möchte gestanden haben, zugleich mit seiner Umgebung in der Einbildungskraft hervorruft.
Der so glücklich in dem geschmackvollen Ganzen restaurirt aufgestellte Koloß gibt der mächtigen Ruine eine ganz originelle Anmuth. Die kunstreiche Anordnung, die sorgfältigste Ausführung werden durchaus anerkannt, auch erlauben sie die Weimarischen Kunstfreunde, nächstens von ihrer Dankbarkeit ein unzweydeutiges Zeugniß abzulegen.
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