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An Johann Diederich Gries

Ew. Wohlgeboren

haben mich aus dem regnichten Jena auf einmal in die heiterste Gegend geführt, und bis in die tiefe Nacht hat mich Ihr Calderon festgehalten, Ich bewundere auf's neue dieses außerordentliche Talent und das mit desto mehr Behaglichkeit, als Sie uns Geist und Wort so glücklich überliefern.

In ein herrliches, meerumflossenes, blumen- und fruchtreiches, von klaren Gestirnen beschienenes Land [32] versetzen uns diese Werke, und zugleich in die Bildungsepoche einer Nation, von der wir uns kaum einen Begriff machen können. Hier wirkt besonders der Magus kräftig und es ließe sich aus ihm der Zustand der Schule und Kirche, so wie der des Gemeinlebens jener Zeit gar wohl entwickeln. Vielleicht gelingt mir etwas von der Art, wodurch auch Ihr trefflich Unternehmen gefördert werden könnte; denn das Interesse des deutschen Tages möchte wohl von dem Interesse jenes Zeitpunctes sehr verschieden seyn.

Noch Eins füge ich hinzu, daß mein Aufenthalt im Orient mir den trefflichen Calderon der seine arabische Bildung nicht verleugnet, nur noch werther macht, wie man edle Stammväter in würdigen Enkeln gern wiederfindet und bewundert.

Soviel für dießmal. Vielleicht glückt es mir bald etwas Weiteres mitzutheilen.

Mit den besten Wünschen

ergebenst

Jena d. 29. May 1816.

Goethe.

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