17/5019.

An Friedrich August Wolf

Darf ich einmal wieder, mein würdiger Freund, bey Ihnen anfragen, wie Sie sich befinden, und auch von mir etwas erzählen? Ich bin in diesem Winter nicht aus Weimar und manche Woche nicht aus der Stube gekommen; doch bin ich niemals ganz an irgend einer Thätigkeit gehindert gewesen und ich hoffe, daß einiges, was mich unterhalten hat, Sie auf nächstes Frühjahr auch unterhalten werde.

Winckelmanns Briefe und die dazu gehörige Kunstgeschichte sind nun abgedruckt und ich darf nun auch nicht säumen den dazu gehörigen Sermon nächstens auszufertigen. Haben Sie den auch an mich gedacht? Mit einem Dutzend Ihrer Bemerkungen und mit Rücksendung der Monumenti inediti würden Sie mich in diesen Tagen sehr glücklich machen.

Die schöne Schlittenbahn sollte Sie zu uns auf den Weg locken. Wenn Sie aber auch jetzt, da alle Ihre Arbeiten im Gange sind, sich nicht losmachen können, so nehmen Sie uns doch die Hoffnung aufs Frühjahr nicht. Es ist ein kleines Zimmer für Sie eingerichtet und der Minchen auch schon gesorgt.

[247] Sagen Sie mir doch auch ein freundliches Wort über unsre jenaische Literaturzeitung! Wollen Sie dazu noch ein tadelndes und wünschendes hinzufügen, so soll es mir noch lieber seyn.

Ist es noch dazu gekommen, daß die drey Evangelisten sich Ihrer Auslegung erfreuen? Lassen Sie mich auch davon etwas erfahren.

Haben sie von bedeutenden fremden Büchern neues zu Ihrer Bibliothek erhalten? und was begiebt sich sonst in Ihrem Kreise?

Kommen Sie zu uns, so finden Sie manches neue. Das schönste und bedeutendste darunter ist unsre Erbprinzessin, welcher zu nahe man schon eine weite Wallfahrt antreten könnte. Der Kopf der Minerva von Velletri ist auch zu erwähnen, der nach einem langen Aussenbleiben endlich durch Fernows Vorsorge von Rom angekommen ist.

Wie sehr wünschte ich Ihnen unsere Bibliothek, die sich nach und nach von dem Baustaube reinigt, vorzustellen und bey der neuen Epoche mich Ihres guten Rathes zu erfreuen.

Das Theater hat auch mancherley neues, doch darf ich das nicht als Argument anführen, weil wir Ihnen unsre Kunststücke ohnehin näher bringen müssen.

Mein ganzes Haus empfielt sich bestens.

W. d. 24. Jan. 1805.

Goethe. [248]

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