[186] 10/3079.

An Friedrich Constantin von Stein

Weimar, den 28. August 1794.

Hier schicke ich dir, mein lieber Sohn, die Zeichnung des Candelabers, und hoffe, daß sie zur rechten Zeit eintreffen wird. Ich danke dir für die Aufmerksamkeit auf die Bücher, die mir interessant seyn könnten, deine Mutter wird die Nummern geschickt haben, die ich wünsche.

In so einem ungeheuren Clemente, als die englische und besonders die Londoner Welt ist, werden wie im Weltmeere unendlich viele Formen der Existenz möglich, wo immer eine aus der andern entsteht, und eine sich von der andern nährt. Ich freue mich darauf, mich mit dir darüber zu unterhalten; noch angenehmer würde es mir seyn, wenn du mich künftig in dem Lande, von dem du nun eine so schöne Kenntniß erwirbst, herumführen und mir meinen Aufenthalt daselbst angenehm und bequem machen könntest. Möchtest du indessen nur vergnügt leben und gesund und glücklich zu uns herüber kommen. Mich findest du, wie du mich verlassen hast. Meyer ist noch in Dresden, wo ich mich auch acht Tage mit großer Zufriedenheit aufgehalten habe. Eine angenehme Aus sicht bietet sich mir dar, daß ich mit Schillern in ein angenehmes Verhältniß komme, und hoffen kann, in manchen Fächern mit ihm gemeinschaftlich zu arbeiten, [186] zu einer Zeit, wo die leidige Politik und der unselige körperlose Partheygeist alle freundschaftliche Verhältnisse aufzuheben, und alle wissenschaftliche Verbindungen zu zerstören droht.

Lebe recht wohl.

G.

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