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An Thomas Johann Seebeck

[Concept.]

Mit wahrer Freude, mein trefflicher und vielgeliebter Freund, ergreife die Gelegenheit, Ihnen wieder einmal zu schreiben und mich nach Ihrem Wohlseyn zu erkundigen. Sowohl Berliner als andere Reisende haben mir versichert, daß Sie wohl und thätig sind, möge ich dieß auch unmittelbar von Ihnen erfahren.

Nun aber wünsche, daß Sie beykommender Arbeit ansehn mögen, wieviel ich die Zeit her an Sie gedacht und wie ich dankbar bemüht gewesen, die herrliche Entdeckung, die wir Ihnen schuldig geworden, auf Elemente zurückzuführen, zu entwickeln und sowohl[292] der übrigen Farbenlehre, als auch sonstigen Erscheinungen der Natur anzuschließen.

Da das Ganze nun einmal capitelweise dasteht, so wird es sich im Einzelnen bearbeiten, einiges ausführen und anderes einschalten lassen.

Den Hauptpunct, die doppelt refrangirenden Körper betreffend, habe nur im Ganzen berührt, Ihrer schönen und ausführlichen Behandlung gar wohl eingedenk.

Mögen Sie mir Ihre Gedanken vielleicht eröffnen und Winke geben, was noch zu thun seyn möchte, damit, wenn ich wieder an die Arbeit gehen sollte, ich, wie sonst, auch dießmal durch Sie glücklich gefördert sey. Vor allem aber wünschte ich zu erfahren, wohin sich gegenwärtig Ihre Thätigkeit gewendet, damit ich auf jenem Wege in Gedanken Ihren Schritten einigermaßen folgen kann.

Möge sich von nun an unser freundliches Verhältniß abermals erneuen! Je länger man lebt, desto mehr fühlt man, wie hoch frühere persönliche Bezüge zu schätzen sind. Vier Berliner Freunde, die mich in dieser Zeit besucht, haben mich in die lebendige, that-und geräuschvolle Königsstadt recht eigentlich versetzt. Freund Meyer, der auch in meinem Namen einen Gegenbesuch abstattet, wird Ihnen gewiß willkommen seyn. Durch ihn wünsche ausführlichst zu vernehmen, daß es Ihnen und den theuren Ihrigen in jedem Sinne wohl gehe. Lassen [293] Sie in Ihrem lieben Kreise mein Andenken auf das beste empfohlen seyn.

Jena den 6. October 1820.

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