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An Charlotte von Stein

Dornburg d. 16ten März 82.

Abends um 6

Als ich heute früh erwachte und die schöne Sonne sah, hofft ich du würdest kommen und so bracht ich meinen ganzen Tag zu. Jetzt da es Nacht wird sinckt mein Vertrauen nach und nach, und die Resignation tritt ein.

Der Herzog wird in einer Stunde hier seyn und der bringt mir hoff ich einige Worte von dir.

Auf den Dienstag wirds vielleicht eher, ich darf mir nicht dencken daß der auch vorbey gehn soll ohne daß ich dich sehe, und soll dir so nah seyn.

Du denckst dir nicht mein Erwarten und Sehnsucht, um drey, vier Uhr wo mir ieder Augenblick dich bringen konnte.

Mein Mieting ist fertig, ich hofft ihn dir vorzulesen, und euch einen guten Abend zu machen. Mir scheint das Ende des Anfangs nicht unwerth und das ganze zusammenpassend.

Nun will ich über den Egmont und hoff ihn endlich zu zwingwen.

[280] Noch betrügen mich Stimmen und die Erwartung bald denck ich den Schach zu hören, Bald als käm eine Kutsche und es wird immer dunckler, und gewisser du kommst nicht.


d. 17ten Sonntags. früh.

Gestern kam der Herzog und brachte mir deine Beyden Briefe die er in Jena aufgefangen hatte, ich war herzlich vergnügt deine Hand zu sehn und was ich von deinen Lippen zu hören hoffte, in dem Briefe zu finden.

Heut und Morgen will ich recht vergnügt zubringen da mir den Dienstag das Glück dich zu sehn bevorsteht. Jetzt ist mir's lieber daß du nicht gekommen bist. Der halbgeschmolzne Schnee zwischen den schwarzen Bergen und Feldern, giebt der Gegend ein leidig Ansehn. Du sollst sie im Sommer zum erstenmal besuchen.

Der Herzog ist vergnügt, doch macht ihn die Liebe nicht glücklich sein armer Schatz ist gar zu übel dran, an den leidigsten Narren geschmiedet, kranck, und für dies Leben verlohren.

Lebe wohl meine beste, du immer gleiche. Möcht ich dein Glück machen wie du meins. Adieu. ich bin immer um dich, und du hast mich noch nicht einen Augenblick verlassen.

Dienstags um zehn erwart ich dein in Osmannstädt.

G. [281]

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