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An Sara von Grotthuß
Was ich für Sie seit mehreren Monaten gefürchtet, was ich bey vielfachen Erkundigungen theilweise vernommen, davon giebt mir nun Ihr lieber Brief leider eine vollständige Gewißheit. Wären Sie nicht, [55] verehrte Freundin, mit dieser seltsamen Mischung von Stärke und Zartheit, von Übersicht und Gefühl begabt, so würden Sie so große Übel nicht ertragen können. Möge, wie sich die Dresdner Luft wieder reinigt, auch um Sie der Himmel heiterer werden und in besseren Tagen die Gesundheit Ihres werthen Gatten sich glücklich herstellen.
Die ungeheueren Schicksale sind, verhältnißmäßig, gelind an uns vorübergegangen, und ich war, mit allen denen mir zunächst Verbundenen, durch diese unruhigen Wochen wenigstens gesund, und man half sich wechselsweise selbst die schlimmsten Stunden ertragen.
Wo man hinsieht und hört, woher auch Briefe zu uns gelangen, alles klingt wieder von Jammer und Noth, und nur die Hoffnung, daß aus diesem Chaos eine neue Ordnung der Dinge hervortreten werde und müsse, erhält noch die Jüngeren aufrecht, indem die Älteren es wahrscheinlich finden daß sie erst aus glücklicheren Regionen auf dieses neue Glück herabsehen werden.
Sagen Sie mir von Zeit zu Zeit wie Sie sich mit Ihrem theuren Gemahl, dem ich mich bestens empfehle, befinden.
Möchte ich, wie ich von dem lieben Dresden, so auch von Ihnen beyden eine wachsende Wiederherstellung vernehmen.
Weimar d. 1. Decbr. 1813.
G.
[56] Und nun noch eine aufrichtige Versicherung wahrhafter Anhänglichkeit. Erhalten Sie mir Ihre Freundschaft, das sind die einzigen Schätze, an denen wir uns erfreuen dürfen, da alles andere ein ungünstiger Augenblick zu verschlingen droht. Von Dr. Weigel hörte ich er sey in Erfurt aber in der Stadt. Man habe ihn diesseits verlangt, der Commandant ihn aber verweigert, jedoch zugesagt daß er selbst im äussersten Falle ihn nicht mit in die Citadelle nehmen wolle. Möge auch er gerettet werden!