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An Johann Friedrich Cotta
Ew. Hochwohlgeboren
hätte gewünscht einige Nachricht von dem Fortschritt unseres typographischen Geschäftes mitzutheilen; es stockt aber am ersten bogen, da Herr Frommann, wie er sagt, einige Anordnung vermißt. Doch wird sich auch dieses hoffentlich nächstens auflösen. Wäre es möglich gewesen, bey Herrn Hofrath Sorets Hofverhältnissen, ein reines Manuscript der Übersetzung ausgefertigt zu sehen, so hätten wir solches sehr gerne nach Augsburg geschickt um Ihren Verhältnissen und Wünschen Genüge zu leisten.
Indessen habe noch zu versichern daß wir uns mit dem, im Schreiben vom 19. May beliebten Honorar gerne begnügen. Wobey ich noch bemerke, daß ich sowohl die Schuchardtische als die Genastische Pränumeration für den 6. 7. und 8. Termin an mich genommen, und für beide also 81 Thaler schuldig [141] bin; welche auf Michael, da ich jenes Honorar einzukassiren denke, ohne weiteres abgezogen werden können. Nach einer allenfallsig möglichen Einwirkung auf das Königreich der Niederlande habe mich sorgfältig erkundigt; man will mir aber zu keinem dergleichen Schritte rathen, indem es mehr aufregend und schädlich als ablehnend und förderlich wirken könne.
Der Frau Gemahlin bitte mich angelegentlich zu empfehlen und für die geneigte Vermittelung jenes Gedichtes zum allerschönsten zu danken. Es dient mir schon zur Beruhigung wenn Ihro Majestät sich überzeugen: daß die unmittelbare Gegenwart so mancher Beweise höchster Gunst und Gnade unsern Dank immer lebendig erhält, der sogar mir und meiner nächsten Umgebung zum täglichen Bedürfniß geworden.
Ich schließe mit dem Wunsche, daß in Ihren wichtigen ausgebreiteten Verhältnissen alles gedeihen und vollkommene Zufriedenheit bewirken möge.
Hochachtungsvoll
Ew. Hochwohlgeb.
gehorsamster Diener
J. W. v. Goethe.
Verzeihen möge werden daß ich die Angelegenheit wegen des Damenkalenders nachschriftlich anbringe. Ich finde unter meinen kleinen Gedichten auch nicht das Mindeste, was sich zu einer solchen Mittheilung eignen könnte. Verfängliche Xenien liegen wohl noch[142] vor, es möchte aber weder räthlich noch schicklich seyn, gegenwärtig und in solcher Gesellschaft damit hervorzutreten.
Auch habe ich die fernere Bearbeitung des Fausts durchgesehen, ob irgend eine anmuthende Stelle sich daraus absondern ließe; aber auch da hat alles nur im Zusammenhang einige Geltung, Charakter und Ton des Einzelnen würde dorthin gleichfalls nicht passen. Ich muß also um Entschuldigung bitten, welche um so eher zu erlangen hoffe, als mir ein Versuch im Augenblick etwas gehörig Bedeutendes hervorzubringen nicht glücken wollte.