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An Ottilie von Goethe

Da mir August meldet, er sey nach Ilmenau gereist, so will ich meine Worte dießmal an dich wenden. Zuvörderst kann ich nicht genug aussprechen, wie leid es mir thut, dich in so üblem Befinden zu wissen, und noch dazu so manchen Schrecknissen der wunderlichsten Zufälligkeiten ausgesetzt. Es ist freylich schlimm genug, daß man in solchen Fällen sich und andere zur Geduld verweisen muß. Nur daß ich überzeugt bin, dein guter Geist und Humor lasse dich das halbweg Erträgliche mit Heiterkeit und Resignation aufnehmen, das Einzige kann mir einigen Trost verleihen.

Wenn ich auch gleich ein bischen böse war, daß ihr Walthern nicht schicktet, so lob ich euch jetzo darum, da unsern Fürstenkinder, für die doch gewiß zum besten gesorgt ist, schon einiges unerfreulich [122] begegnete, wovon dir schon hinreichende Nachricht zugekommen seyn wird. Zwar scheint es keine übeln Folgen zu haben, allein der Augenblick ist doch verdorben und etwas bleibt immer hängen. Vielleicht besuch ich euch die nächste Woche und da wollen wir unter einander manches abthun. Grüße also Walthern zum allerschönsten, nicht weniger Ulriken. Ich lebe sehr einsam und einfach, und dieß bekommt mir am besten: denn schon die einigen hohen Mittagmahle und abendlichen Gartenfreuden haben schlimmen Einfluß auf Magen und Kehle gehabt.

Die gute Adele und Mama sehen gleichfalls schönstens von mir gegrüßt; sie haben mir von Berlin freundliche Dinge mitgebracht. Nun lebe wohl und sende mir eine kalte Küchenkleinigkeit, denn es bedarf nicht viel, um meine Tage hinzuhalten. Dagegen sollst du von meinem Fleiß, besonders von wunderlichen Redactionen zunächst gar manches erfahren; wären die Drucker nicht so säumig, so hättest du schon einiges. Wenn wir das Schreiben zu beschwerlich fällt, so laß doch Ulriken einige Worte sagen.

treulichst

Jena den 21. Juli 1820.

G.

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