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An Carl Ludwig von Knebel
Seit undenklicher Zeit habe ich unmittelbar von dir nichts vernommen, aber durch Freunde gehört, daß du wohl und munter bist. Ich hoffte immer dir etwas zu schicken, denn es wird vielerley gearbeitet; es fehlt aber immer am Abschluß und an einer communicablen Gestalt. In's Morgenblatt hab ich manches einrücken lassen, ich weiß nicht, ob dir dieses zu Handen kommt.
Das Hellfeldische Haus haben wir wohlfeil genug gekauft; ich gönne es Döbereinern, aber ich leugne nicht, daß man es wohl selbst besitzen oder mit einem Freunde bewohnen möchte.
Von Seebeck hör ich öfters, er ist sehr thätig und die Anerkennung im Auslande muß günstig auf ihn wirken. Ich folge seinen letzten Entdeckungen und habe sie immer vor Augen. Sie sind gleichsam der Punct aufs i zu meiner Farbenlehre. Erleb ich, diese Phänomene mit jenen zu verknüpfen, so wird es für den Geist eine schöne Anschauung geben.
Angenehm ist es, die Communication zwischen England und Frankreich vollkommen hergestellt zu[1] sehen, und höchst erfreulich zu bemerken, wie umsichtig diese Nationen sind und wie sie von allem Notiz nehmen. In den Annals of Philosophy by Thomson, Januar d. I., finden sich Döbereiners Bemühungen so gut wie eines jeden andern. Die Rechenschaft, welche Thomson giebt von alle dem was 1815 in Physik und Chemie gethan worden, ist recht schön geordnet und sehr lehrreich.
Den Meßkatalog habe noch nicht gesehen; wenn du in deinem Saal-Athen von einem neuen bedeutenden Werke hörst, so zeige mir's an.
Hauptsächlich beschäftige ich mich gegenwärtig mit meiner italiänischen Reise und habe mich in der letzten Zeit gar vergnüglich in Sicilien aufgehalten. Man kann erst später, wenn viele Jahre vorüber sind, bemerken, was für Einfluß ein solches Anschauen auf's ganze Leben gehabt hat.
Daß ich soviel Briefe an Freunde, und an der Stelle niedergeschriebene Bemerkungen übrig habe, giebt auch diesem Theil der Reise ein freundliches Leben.
Cotta druckt an meinen Werken fort, mercantilische Betrachtungen hielten ihn ab früher damit hervorzutreten.
Schreibe mir doch auch einmal wieder, womit du dich beschäftigst und ob du dich bey schönen dem schönen Wetter fleißig in den Garten begiebst. In dem meinigen ist es ganz anmuthig, obgleich die Dürre alles mehr ober weniger zurückhält.
[2] Nun lebe wohl und laß dieses einen gesegneten Anfang zu erneuter Unterhaltung seyn.
Weimar d. 1. May 1816.
G.