19/5191.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

für manches Übersende zu danken und nach einer kleinen Pause einiges von mir zu melden, ist dieses Blatt bestimmt.

Zuvörderst will ich bemerken, daß mir mehrere bisherige Recensionen sehr erfreulich gewesen. Die Bemühungen der hallischen theologischen Facultät, sich zu einer Gilde zu erheben, sind kräftig gewürdigt. Bey der Recension über die Kotzebuiana wundert man[122] sich nur, wie ein so trefflicher Kopf, als der Recensent ist, so niederträchtiges Zeug lange genug behandeln und dabey einen so guten Humor behalten können; denn jene schändliche Art, den Menschen, die ohnehin mit dem Edlen und Rechten nicht reichlich ausgestattet sind, das Bischen Gute und Achtenswerthe, was in der Erscheinung allenfalls noch vorkommt, verleiden zu wollen, kann doch eigentlich nur Abscheu erregen. Umdestomehr soll Recensent gelobt seyn, daß er seine Superiorität in der Heiterkeit bewiesen hat.

Die Beurtheilung von Fichte's Vorlesungen zeugt gleichfalls von einem sehr vorzüglichen und gebildeten Geist. Allenfalls könnte man sagen: Recensent habe Fichten zu strenge behandelt, wenn nicht die Lehre und das Wesen dieses außerordentlicher Mannes zu großen Forderungen berechtigte.

Daß Freund Jacobi den Abdruck der Heinseschen Briefe so tragisch nimmt, thut mir leid. Seine literarische Erfahrung sollte ihm so gut als uns die Lehre gepredigt haben, daß dergleichen Manifeste zu gar nichts führen. Gewiß wird ein jeder nun erst ungeduldig, den zweyten angeklagten Band zu sehen. Wenigstens mir geht es so, den ersten habe ich mit dem größten Vergnügen gelesen und es ist nicht zu viel gesagt, wenn man jedes Blatt Goldes werth nennt. Danken Sie unserm Müller in meinem Namen für seine schöne Erklärung, welche Körte in der Vorrede mit abdrucken lassen.

[123] Die Briefe des Ortis erhielt ich vor einigen Jahren vom Verfasser mit einem sehr lebhaften Briefe, der sich wohl noch unter sehr lebhaften Briefe, der sich wohl noch unter meinen Papieren finden müßte; vielleicht würde sich daraus erklären, warum mein Exemplar, welches geheftet ankam, nur 128 Seiten hat. Geschlossen ist der Roman nicht, das sieht man wohl. Schon damals war ich geneigt, einige Briefe zu übersetzen, und habe den Anfang jetzt wieder hervorgesucht, da Herr Cotta etwas für den Damenkalender wünscht. Zu dieser kleinen Redaction brauch' ich das Buch, sonst stünd' es zu Diensten.

Eine Recension über Riepenhausische Werk nebst einer über die Bußlerischen Verzierungen liegt hier bey. Jene Kupfer kommen bald mit Dank zurück.

Über die Recension des Werkes von Jänisch wüßte ich wirklich nichts zu sagen; Ew. Wohlgeb. sey überlassen, welchen Gebrauch Sie davon machen wollen.

Wenn ich einigermaßen glücklich bin, so erhalten Sie bald die Recension über Hiller, eine über die Bekenntniße einer schönen Seele (bey Unger 1806) und eine über Wilhelm Dumont. Gedacht sind sie und skizzirt; zur Ausführung gebe der Himmel Gedeihen!

Nächstens mehr! Mich bestens empfehlend

Weimar den 19. April 1806.

Goethe. [124]

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