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An den KronprinzenFriedrich Wilhelm von Preußen

[Concept.]
Durchlauchtigster Kronprinz,
gnädigster Fürst und Herr.

Ew. Königlichen Hoheit wünschte mit wenigen gediegenen Worten schuldigst ausdrücken zu können, welche Freude mir die unvergleichlich schöne Gabe gewährt hat. Wenn ich jedoch, wie dieses zu bewirken seyn möchte, mir überlege: so kommt mir einerseits die [9] Überzeugung zu Hülfe, daß Höchst Dieselben im Absenden selbst empfunden, wie sehr ich bey'm Empfang, bey'm Eröffnen beglückt seyn würde; dann aber sey mir vergönnt, jenes gläsernen Schreiens zu gedenken, welchem Ew. Königliche Hoheit selbst einige günstige Blicke zugewendet. Die Mannichfaltigkeit der darin aufgestellten Erzbildchen erinnert mich, indem sie meinen Kunst- und Sammlersinn gradweise befriedigt, an die verschiedenen Epochen meines Lebens, und es ist keines derselben, bey dem ich mir nicht die Gelegenheit, den Zufall, die Umstände zu vergegenwärtigen wüßte, die mir freundlich dazu verholfen. Am liebsten aber gedenke ich dabey des Gebers, dessen entschiedene Gunst ich daran erkenne, daß er etwas mich vorzüglich Ansprechendes mitfühlend mir zueignen wollte.

Diese Wirkung hat aber die bildende Kunst überhaupt, daß sie uns unmittelbar in die Zustände, die Gesinnungen, Empfindungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Weltepoche versetzt, worin das Product entstanden. Höhe und Tiefe, Freymuth und Beschränktheit, Edelsinn und Kleinheit Ehrfurcht und Frechheit und was nicht alles sprechen sich augenblicklich, laut und deutlich zu uns aus und machen uns unwiderstehlich zu ihren Zeitgenossen.

Wenn jedoch Vorstehendes nicht ganz zusammenhängend und folgerecht erscheint, so möge die Entfernung deshalb angeklagt werden, welche da, wo wir uns [10] ernstlich und herzlich auszudrücken wünschten, ein Hinderniß bleibt, die Mitglieder, die Hülfsglieder unserer Gedanken, die sich in Gegenwart so flüchtig wie Blitze wechselseitig entwickeln und durchweben, nicht in augenblicklicher Verknüpfung und Verbindung vorführen und vortragen zu können.

Wollte ich jedoch alles dasjenige, was mir bey Empfang jenes verehrten Geschenks in den Sinn gekommen, in einigem Zusammenhang ausdrücken, so müßte ich zu einer stillern Fassung, zu einer reineren Haltung gelangen als mir in diesen Tagen möglich war und ist. Sey deshalb dieses Blatt, wie es liegt, abgesendet in dem sichern Vertrauen, daß die gütige Hand, unter deren Bezeichnung ich das Geschenk unmittelbar empfangen, auch Gegenwärtiges geneigt aufnehmen und der Geist, der mir soviel Wohlwollen erzeigt, auch Entschuldigung für den schwachen Ausdruck finden möge.

In unverbrüchlicher Treue und Verehrung.

Weimar am 14. Aug. 1827.

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