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An Johann Friedrich Blumenbach
Jena den 20. Junius 1806.
Zu den Carlsbader Quellen glaubte ich nicht mit gutem Zutrauen reisen zu können, wenn ich nicht meinen Dank für Ew. Wohlgeboren letzten Brief und für die demselben beygefügte angenehme Sendung abgestattet hätte. Haben Sie doch ja die Gefälligkeit, von Zeit zu Zeit an meine fromme Sammlung zu denken: denn fromm ist doch wohl alles, was das Andenken würdiger Menschen zu erhalten und zu erneuern strebt. Auch bloße Couverte und Namensunterschriften nehme ich sehr gern auf. Theilen Sie mir doch ja dergleichen von englischen und französischen merkwürdigen Männern mit. Auch ältere Deutsche sind mir sehr willkommen. Von Mitlebenden und Kurzverstorbenen besitz' ich viel. Komme ich zurück, so lasse ich vielleicht ein compendiöses Register meiner Sammlung drucken, um meine auswärtigen Freunde zu gefälligen Beyträgen. Verzeihen Sie, daß ich Sie mit solchen Dingen unterhalte, da ich indessen von interessanteren Gegenständen sprechen könnte. Mit gewissen Theilen der Physik und Naturgeschichte habe ich mich indessen lebhaft be- [139] schäftigt. Doch wäre ich nicht im Stande, etwas Besonders mitzutheilen. Die Zoologie analytique von Duméril ist doch ein recht französisches, aber für mich recht brauchbares Buch, da es soviel Neuerfahrenes in sich faßt, und eine leichte Übersicht giebt, sobald man sich einmal mit der Manier bekannt gemacht hat.
Tausend Lebewohl und herzliche Grüße an die lieben Ihrigen.
Goethe.