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An Christian Gottlob Voigt
Ew. Excellenz sage gehorsamsten Dank für die Mittheilung Grund habender Neuigkeiten. Die Unruhe des Publicums und ein besonderes, Mährchen producirendes Talent der Jenenser bringen täglich, ja fast stündlich, die allerseltsamsten hervor. Es giebt einem gar nicht Wunder, daß der Mensch sich in das [176] Unerhörte findet, da er selbst immer ins Ungeheure hofft und fürchtet.
Die Museumsrechnung von 1804 bis 1805 ist angekommen. Ich wünsche nun aber auch die von 1805 bis 1806, wenn sie auch nicht alle grade des revidirenden Fegefeuers durchgegangen wäre. Ich möchte mit meinem Aufborgen, Abzahlen etatsmäßigen Leisten und Amortisiren Ew. Excellenz nicht ungeschickt erscheinen. Es sind zwar nur Kleinigkeiten; es ist aber nicht übel, wenn man selbst in ältern Jahren Kleinigkeiten noch so behandelt, wie man das Große behandeln möchte und sollte.
Professor Luden ist heute eine Stunde bey mir gewesen. Er gefällt mir sehr wohl. Es sind aber schon äußere Dinge, die auf ihn eindringen, seine gute Natur verwirren und verlegen machen, die mir beym ersten Anblick nicht gefallen und die ich Ew. Excellenz vertraulich vertraulich mittheile, wenn ich sie nicht bey näherer Betrachtung anders finde.
Die Duplicate des Catalogen, welche aus Lenzens lobenswürdigen Fleiß in dieser Zeit entsprungen sind, sende ich nächstens zu gefälliger Einsicht und gefälliger Übergabe an die Weimarische Bibliothek.
Das lange Gewünschte und langsam Erreichte wird doch endlich dadurch erhalten und ein unbewegliches Inventarium festgestellt. Auf eine Remuneration für diesen Ehrenmann wäre auch zu denken. Ich werde sie mit unter den Ausgabeposten aufführen.
[177] Mein Befinden ist sehr leidlich, wenigstens bin ich nicht gehindert an dem, was zunächst zu thun ist. Was ich sonst zu bemerken finde, notire ich zu den Acten und erspare die Relation bis zu meinem schließlichen Vortrage.
Mich angelegentlich empfehlend
Jena d. 19. August 1806.
Goethe.