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An Carl Wilhelm von Fritsch

Ew. Hochwohlgeboren

haben mich vor einem Jahr von der großen Unbequemlichkeit gefälligst befreyt, welche mir die Regelbahnen in der Nachbarschaft gegeben, und ich habe meinen aufrichtigsten Dank nicht besser ausdrücken zu könne, als daß ich dieses Jahr früher zurückgekommen bin, um sub umbra alarmum tuarum mich meines stillen und heimlichen Gartens zu erfreuen. Aber unglücklicherweise habe ich schon wieder eine Regeley zu denunciren, welche an der selben Stelle errichtet worden. Es scheint zwar nur ein Schub zu seyn, wie man solche auf Tischen veranstaltet, aber der Lärm ist, wo nicht so stark, doch eben so widrig, und dann hat diese Art noch das Übel, daß, wenn keine Gäste da sind, sich wahrscheinlich die Kinder und Knaben aus der Nachbarschaft damit ergetzen; denn es ist den ganzen Tag über wenig Ruhe.

Ich bin ohnehin hier außen in der Vorstadt zwischen manche Handwerker eingeklemmt, zwischen Grob- und Nagelschmiede, Tischer und Zimmerleute, und sodann ist mir ein Leinweber der unangenehmste[157] Wandnachbar. Doch macht man sich nicht über solche nothwendige Dinge nach Raison, indem man zugeben muß, daß ein Gewerbe nicht geräuschlos seyn könne. Wenn aber an Feyerabenden und an Sonn- und Festtagen der Müßiggang mehr Getöse macht, als die sämmtlichen thätigen Leute zusammen in ihren Arbeitsstunden, so wird man um so ungeduldiger, als den Liebhabern solcher nutzlosen Übungen außer der Stadt die herrlichsten Bahnen reichlich eröffnet sind.

Doch dieses alles darf ich nicht erst erwähnen; denn es sind ja eben dieselben Betrachtungen, welche E. Hochwohlgeboren veranlaßten jene früheren für den Ruheliebenden so erwünschten Verfügungen zu treffen.

Mit Sehnsucht habe ich auf Ew. Hochwohlgeboren Rückkehr gewartet, weil ich gern dasjenige, was ich Ihnen schon einmal schuldig geworden, auch dießmal verdanken möchte. Ich wollte nicht in den ersten Tagen zudringlich seyn; nun aber lege ich zuversichtlich diese kleine, mir jedoch wichtige Angelegenheit in Ihre Oberrichter- und Freundeshände.

Ew. Hochwohlgeboren

Weimar

ganz gehorsamster Diener

den 27. August

J. W. v. Goethe.

1811.
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