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An Carl Friedrich Zelter

Hierbey ein freundliches Wort unsrer Kunstliebenden dahier; mögen es die dortigen leicht und heiter nehmen, wie es gegeben ist. Nenne mir den Verfasser der Einleitung, vielleicht auch der übrigen Dichtenden.

Da ich unter meinen Papieren krame, um das Mittheilbare zu sondern, kommt es mir gar seltsam vor, daß die Wohlwollenden mich besser kennen als ich mich selbst, und daß ich ihnen kaum was Neues zu sagen habe; denn was ich früher für mich behielt, hat sich schon von selbst, in Gefolg von Zeit und grober Wirkungen, entwickelt und ergeben. Doch werde ich den Vortheil benutzen, über manches aufrichtiger zu seyn, wie man es wohl in der Masse vermischter Aufsätze, gleichsam außer der Zeit, eher wagen darf, als wenn man einzeln, am laufenden Tage etwas in's Publicum bringt, was den Leuten vor die Köpfe fährt und womit sie nicht zu gebaren wissen.

Das Bild eines recht lebendigen Weltlebens ist übrigens in dieser letzten Zeit in meine Clause gekommen, [205] das mich sehr unterhält: das Journal des Herzogs Bernhard von Weimar, der im April 1825 von Gent abreiste und vor kurzem erst wieder bey uns eintraf. Es ist ununterbrochen geschrieben, und da ihn sein Stand, seine Denkweise, sein Betragen in die höchsten Regionen der Gesellschaft einführten, er sich in den mittlern Zuständen behagte und die geringsten nicht verschmähte, so wird man auf eine sehr angenehme Weise durch die mannichfaltigsten Lagen durchgeführt, welche unmittelbar anzuschauen mir wenigstens von großer Bedeutung war.

Und soviel für dießmal, damit der Brief heute noch auf die Post komme. Gar manches bleibt zu sagen und mitzutheilen, wozu ich mir baldige freundliche Anregung erbitte

und so für immer und ewig!
Weimar den 22. October 1826.
G.

[Beilage.]

DasGoethe-Fest in Berlin
gefeyert
von der Mittwochs-Gesellschaft
am 28. August 1826.

Diese Liedersammlung ist eben so mannichfaltig als charakteristisch, sowohl in Bezug auf den Gegenstand, indem sie verschiedene Seiten desselben hervorhebt, [206] als in Absicht des Tons, den sie anstimmt und der vom Feyerlichen durch das Innige, Gemüthliche bis in's Heitere und Scherzhafte sich herabläßt und aus diesem sich wieder zu Ernst, Würde und Feyer erhebt.

Die einleitende Rede beginnt mit gutem Humor, der nur zu spielen und zu scherzen scheint und doch bedeutende Wahrheiten ausspricht, und sich so den Übergang zu einer neu angestellten Betrachtung über die kritische Eigenschaft des Dichters und hiermit zu einem frischen Lobe desselben in der Anerkennung seiner Selbstbeherrschung zu bahnen weiß.

Nr. 1. Als Aufruf zur Feyer, würdig feyerlich, tüchtig selbst.

Nr. 2. Nähere Bezeichnung des Gegenstandes in seiner allgemeinsten Charakteristik.

Nr. 3. Zarte Veneration einer Solo-Stimme.

Nr. 4. Erkennt das Glückliche im Mißgeschick und fühlt sich dankbar angeregt in dem Besitz des Einzigen.

Nr. 5. Gemüthlich, im Tone des Goetheschen Liedes: »In allen guten Stunden.«

Nr. 6. Odenartig, feyerlich, mysteriös, eine lebendige Gallerie der Werke des Dichters vorführend.

Nr. 7. Innig. Indirectes Lob des Dichters im Lobe der Natur.

Nr. 8. Ist eine Art Pendant zu Nr. 6, wie jenes mystisch, so dieses räthselhaft, in einem altdeutschen Meistertone, nicht ohne satirischen Anklang.

[207] Nr. 9. In dem Tone fortfahrend und ihn in's Heitere wendend.

Nr. 10. Die Heiterkeit in Zuversicht ausgehend.

Nr. 11. Innig, gefühlvoll bis zum Galanten, in's Heitere auslaufend und nochmals eine Bilder-Gallerie von Goetheschen Productionen aufstellend.

Nr. 12. Groß, prächtig in Bild und Klang, alles Frühere zusammenfassend und zu einem Kranze verbindend.

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