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An Wilhelm Johann Carl Zahn

Sie erhalten, mein Theuerster, früher ein Schreiben von mir als ich es zu erlassen gedachte; es ist mir aber sehr angenehm vermelden zu können: daß, indem ich überlegte wie ich Ihnen irgend eine Adresse nach Wien mitgeben könnte, sich eine schickliche Gelegenheit hervorthut an Herrn Deinhardstein, Kaiserlich-Königlichen Professor und Censor, zu schreiben, dem ich denn auch zugleich Ihre zu erwartende Ankunft melde. [277] Ich sende Ihnen auch noch einen kurzen Einleitungsbrief an denselbigen.

Nun aber hab ich, nach Ihrer kurzen und höchst angenehmen unterrichtenden Gegenwart, Ihre zehn Hefte vorgenommen und finde denn freylich daß wir sie mit Ihnen hätten durchgehen und manche Bemerkung hie und da uns hätten erbitten sollen.

Da ich nun zugleich bey dieser Durchsicht eine Vorarbeit zu einer Anzeige, etwa in das nächste Heft von Kunst und Alterthum, anlege, so wollte ich fragen: ob Sie mir nicht zu Vervollständigung dieses Aufsatzes einiges mittheilen wollten, welches nöthig und nützlich wäre bey dieser Gelegenheit dem Publicum vorzulegen? Sollte man nicht von Ihrem bisherigen Lebens- und Studiengange, auch Ihren nächsten Intentionen und Vorhaben etwas melden? Dergleichen liebt der Leser und, wenn er den Künstler kennt, so nimmt er mehr Antheil an dessen Arbeiten.

Wollten Sie von den Vorschritten im farbigen Druck, ohne gerade Ihr Geheimniß zu verrathen, in Bezug auf die bisherigen von andern unternommenen Versuche einiges bescheidentlich aussprechen, so wird auch das gewiß eine gute Wirkung thun.

Hierüber wünsche baldige Eröffnung, damit ich noch vor Ihrer Abreise mich deshalb völlig verständigen könne. Denn es wäre mir drum zu thun eine gründliche Anzeige Ihres bedeutenden Werkes zu geben.

[278] Soviel für heute, mich in gutem Andenken zu erhalten und überall zu empfehlen bittend.

Aufrichtig theilnehmend

ergebenst

Weimar den 19. März 1830.

J. W. v. Goethe.

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