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An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren haben mir durch die Sendung der letzten Tafel einen abermaligen Beweis Ihres freundlichen Andenkens gegeben, und einen lebhaften [86] Wunsch dadurch erfüllt: denn ich konnte nur wenn ich Ihre ganze Arbeit vor mir sah in das Fach einzugehen wagen, das mir immer fremd geblieben war. Ich freue mich nun methodisch darin umherschauen zu können, und mit Ihnen, dem ich die Aufklärung desselben schuldig bin, in ein noch näheres geistiges Verhältniß zu treten. Dieses ist mir gegenwärtig sehr erwünscht, da ich meine früheren Papiere, die sich auf Bildung und Umbildung organischer Wesen beziehen, um sie dem Druck zu übergeben redigire. Da sie denn mehr als ein historisches Zeugniß meiner Bemühungen gelten mögen, als daß sie, da die Wissenschaft so weit vorgerückt ist, bedeutende Würckung hervorbringen könnten. Das angenehmste jedoch, das mir dabey zu Theil werden kann, ist daß Ew. Wohlgeboren und andere Freunde höherer Naturforschung mit desto mehr Zutrauen mir ihre Entdeckungen mittheilen und ihre Gedanken an den Tag legen werden. Wie wichtig muß es mir seyn, daß ich ein Geschäft, das ich vor dreißig Jahren einsam anfing, nunmehr in so guter Gesellschaft mit größerer Freiheit recapituliren und meine frühern Vorsätze durch andere glücklich vollendet sehen kann. Wie sehr wünschte ich eine persönliche Zusammenkunft, da ich mir aber hiezu keine Hoffnung machen darf, so sende, als ein Surrogat von meiner Seite, diese wenigen Bogen, bittend um freundlichen Empfang und Verheimlichung.
Jena den 15. May 1817.
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