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An Clemens Wenzel Nepomuk Lotharvon Metternich

Durchlauchtigster Fürst,
gnädigster Herr.

Die ausgezeichnet schönen Tage welche mir zu wiederholtenmalen das Glück brachten in Ew. Hochfürstlichen Durchlaucht Nähe zu verweilen erscheinen mir immer in leuchtender Erinnerung so oft ich in späten Jahren auf die vergangene Lebenszeit zurückschaue, nicht ohne Rührung gedenck ich dann der entschiedenen Beweise gnädigsten Wohlwollens, deren ich mich ohne Anmaßung schmeicheln durfte.

Gern gesteh ich daß in jener Zeit der Wunsch rege ward solche Stunden möchten nicht vorübergehen und ein günstiges Geschick möchte mir bereitet seyn, unter so hoher und sicherer Leitung, diejenigen Gaben welche Natur und Bildung mir verliehen zu bedeutenden Zwecken treulich zu verwenden.

Stand jedoch der eingeschlagne Lebensweg hiemit nicht in Übereinstimmung so erhielt sich doch dagegen jenes Gefühl eines unbedingten Vertrauens in meiner Seele und dieses ist es was mich anregt und aufmuntert gegenwärtigen Schritt zu wagen.

In hohen Jahren versuche ich zum Besten der Meinigen was ich mich selbst zu unternehmen vielleicht angestanden hätte; und ich spreche wohl einen [80] zu kühnen Wunsch in beygehender Schrift aus, deren gnädig-nachsichtige ein Privilegium für die neue Ausgabe meiner sämmtlichen Wercke von dem hohen Bundestage zu erbitten.

Verziehen wird mir seyn wenn ich mich deshalb unmittelbar an Höchstdieselben wende, weil ja die Entscheidung der vorläufigen Frage: ob die Sache räthlich und thulich sey? nur auf so erhabenem Standpunckt entschieden werden kann. Wer sonst würde bestimmen dürfen, ob man einem endlichen Gelingen allenfalls entgegen sehen könne, oder ob man sich, bey abgelehnter Einwirckung im Stillen zu bescheiden habe.

Hierin auch kann nur allein der Muth zu einem solchen Schritte gefunden werden; der Einzelne darf bey einem Unternehmen, das für ihn von so hoher Wichtigkeit ist, die Kühnheit seiner Forderung nicht überlegen, noch alles was seinen Wünschen entgegensteht überdencken; ja kaum steht mir in diesem seltenen, einzigen Falle die Sicherheit einer innern und äußeren Form zu Gebote.

Wenn daher Höchstdenenselben in dieser Angelegenheit mich nähere, so muß ich mir vorstellen daß es mündlich geschehe in einer der Stunden wo das Vertrauen das mich gegenwärtig belebt zuerst sich gründete.

Vor allem daher erbitte mir gnädigste Andeutung in wiefern ich weiter schreiten dürfe und im Bejahungsfalle [81] eine günstige Leitung; wodurch mir jedes Gelingen um so theurer werden müßte als der größte Gewinn zunähst die Überzeugung wäre: daß Höchstdieselben jene so vielfach erprobten, wohlwollenden Gesinnungen bis ans Ende, ja über die Lebensgränze hinaus gnädigst zu erstrecken geruhen wollten.

In tiefster Verehrung

Ew. Hochfürstl. Durchl.

unterthänigster

Weimar d. 11. Jenner 1825.

J. W. v. Goethe.

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