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An Georg Wilhelm Friedrich Hegel
Mit aufrichtigem Dankgefühl für den Antheil den Sie an dem Schicksal Schubarths nehmen habe ich diesen vorzüglichen, obgleich durch gewisse Eigenheiten verkürzten Mann hievon benachrichtigt. Wie dankbereit und willig er sich finden läßt, von der ihm zugewendeten Gunst Gebrauch zu machen, geht aus beyliegendem Briefe hervor.
Inwiefern nun die von demselben geäußerten Wünsche zu erfüllen räthlich seyn möchte, überlasse geneigter Beurtheilung, indem ich deshalb um einige gefällige Weisung bitte. Die bisherige Verzögerung wird zugleich dadurch erklärt und, ich hoffe, entschuldigt. Haben Sie die Gefälligkeit, die für ihn eingeleitete geneigte Gesinnung auch fernerhin zu erhalten. Er ist einer von den jüngeren Männern, die ich noch gern in das bürgerliche Tagesleben eingeführt zu sehen wünsche.
[25] Ihre literarischen Blätter lese ich mit großem Antheil, ob ich gleich, wie Sie, meine Gesinnungen und Ansichten kennend, sich leicht vorstellen werden, hie und da den Kopf schüttelte. Diese gerühmte Heautognosie sehen wir schon seit geraumer Zeit nur auf Selbstqual und Selbstvernichtung hinauslaufen, ohne daß auch nur der mindeste praktische Lebensvortheil daraus hervorgegangen wäre.
Die Weimarischen Literatur- und Kunstfreunde bereiten einiges, das ich früher oder später um so mehr mitzutheilen Ursach habe, als bey überhäuften Arbeiten das nächste Stück von Kunst und Alterthum länger als gewöhnlich zaudern wird.
Von Herrn v. Henning wünschte wohl wieder einmal etwas Gefördertes und Förderndes zu vernehmen. Ganz eigen aber bin ich in diesen Tagen durch einige Ihrer und seiner Schüler erfreut worden. In Jever, der Ultima Thule, hat sich eine Gesellschaft junger Männer sehr glücklich meiner Farbenlehre bemächtigt, die wegen einiger Zweifel und Anstöße bey mir anzufragen den Entschluß faßten. Leider darf ich mich jetzt in jenes geliebte Fach nicht wagen und konnte deshalb nur im Allgemeinsten antworten und auf Weg und Stege deuten.
Erfreuen Sie mich bald mit eigner Arbeit; ich halte meinen Sinn möglichst offen für die Gaben des Philosophen und freue mich jedesmal, wenn ich mir zueignen kann, was auf eine Weise erforscht [26] wird, welche die Natur mir nicht hat zugestehen wollen.
In treuster Theilnahme
ergebenst
J. W. v. Goethe.